Was sind Sternbilder und wie sind sie entstanden? Vermutlich schon seit der Entstehung des menschlichen Bewusstseins blicken wir mit Erstaunen in den Nachthimmel. Wir erkennen unterschiedlich helle Sterne am Firmament. Manche liegen scheinbar nahe zusammen, andere wiederum stehen alleine auf weiter Flur.

Was sind Sternbilder?

In unserem Geist gruppieren wir die Sterne ganz automatisch zu Formen (Mustererkennung). Dies tun die Menschen schon seit sehr langer Zeit. Aus der Bildung von Sternengruppen und Formen entstanden so über die Zeit unsere Sternbilder.

Sternbilder Konstellationen

Sternbilder sind markante Sterne am Nachthimmel, die von Menschen zu Formen gruppiert wurden. Diese Formen oder Bilder sind jedoch oft sehr rudimentär. Wir erkennen sie daher nur dann, wenn wir zuvor wissen wir suchen. Aus dem obigen Bild wird ersichtlich was gemeint ist: das Sternbild Schwan (Cygnus) ähnelt in der Form einem Schwan mit ausgebreiteten Flügel wohingegen die fünf Stern des Sternbildes Cassiopeia nur schwer an eine Frau aus der griechischen Mythologie erinnern.

Warum gibt es Sternbilder?

Es liegt in der menschlichen Natur, den Dingen eine Ordnung geben zu wollen. Auch der Laie wird beim Blick in den Nachthimmel ganz automatisch bekannte Formen dort sehen (Mustererkennung). So ging es sicher auch unseren Vorfahren. Aus diesen Formen entwickelten sich dann Bilder mit einer Geschichte dazu. So gewann der Nachthimmel in der Mythologie vieler Kulturen an Bedeutung.

Sternbilder bekamen einen praktischen Nutzen für Nomaden und Seefahrer, die den Nachthimmel mit seinen markanten Sternbildern zur Navigation nutzen (Sternenkarte). Auch in der Amateurastronomie sind Sternbilder und deren Leitsterne wichtige Orientierungspunkte beim Aufsuchen und bei der  Beobachtung extragalaktischer Strukturen wie Nebel und Galaxien mit einem Teleskop für Kinder oder einem Teleskop für Einsteiger.

Woher stammen Sternbilder?

Es gibt Vermutungen, dass bereits der steinzeitliche Mensch im Nachthimmel Formen erkannte. Darauf lässt die berühmte Höhlenmalerei von Lascaux schließen. Die ersten gesicherten Sternbilder stammen aus Babylon und Altägypten (Herrmann, 2012). Auf diese Kulturen gehen auch die bekannten Tierkreiszeichen (Sternzeichen) zurück.

Weitere Sternbilder stammen von den alten Griechen, die ihre Mythologie (Bsp.: Perseus) auf Sternbilder übertrugen und sie so weitergaben. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Sternhimmel von einer internationalen Versammlung definiert und restlos in die heute 88 Sternbilder aufgeteilt.

Was ist der Unterschied zwischen Sternbildern und Sternzeichen?

Die 12 Tierkreis-Sternzeichen gehen auf die ersten bekannten Sternbilder der Babylonier zurück. Den Sternzeichen liegt also ein Sternbild zugrunde. Die Interpretationen der pseudowissenschaftlich-esoterischen Astrologie in Bezug auf den Menschen und sein Wirken haben mit Astronomie nichts zu tun und werden hier nicht näher beschrieben.

Welches sind die bekanntesten Sternbilder?

Das hängt vom Standort der fragenden Person ab, denn Menschen auf der Nordhalbkugel sehen einen anderen Sternenhimmel als Menschen auf der Südhalbkugel. Dies liegt daran, dass uns die Erde, auf der wir stehen, den Blick auf den Himmel der gegenüberliegenden Erdhälfte versperrt. Zu den bekanntesten Sternbildern der Nordhalbkugel zählen der Große Bär (Ursa Major) und der Orion, bei dem man in klaren Nächten schon mit bloßem Auge die Andeutung des berühmten Orionnebels erkennen kann. 

Eine Besonderheit stellen Asterismen dar. Dabei handelt es sich um bekannte Sternkonstellationen, die aber kein eigenständiges Sternbild darstellen. Ein bekanntes Beispiel ist der Große Wagen, der ein Teil des Sternbildes Großer Bär ist. Solche markanten Konstellationen sind in vielen Kulturen bekannt, werden allerdings oft unterschiedlich benannt. Der große Wagen wird in den USA beispielsweise als „Big dipper“ (Großer Löffel) bezeichnet.

Woher stammen die Namen der Sternbilder?

In den Namen der Sternbilder haben sich viele Hochkulturen verewigt, die den Nachthimmel erforscht haben. So gehen die Tierkreiszeichen (Widder, Skorpion, …) auf die Babylonier zurück. Die alten Griechen erzählten ihre Mythologie über die Sternbilder, welche die Römer übernahmen. Ihre Namen sind heute als die klassischen 48 Sternbilder bekannt (Orion, Herkules, Ursa Major, Lyra, …). Mit dem Aufstieg des Christentums in Europa ging auch in der Astronomie viel Wissen verloren.

Erst mit der Renaissance und der Erfindung des Fernrohrs wurde die europäische Astronomie wiederbelebt. Durch den Imperialismus der Europäer und ihre Entdeckungs- und Ausbeutungsreisen um die Welt wurde der Nachthimmel der Südhalbkugel aus navigatorischer Sicht interessant und ebenfalls in Sternbilder unterteilt (Kreuz des Südens, Indianer, Tukan, …). In den 1920er Jahren wurden dann die Grenzen und Namen der heute bekannten 88 Sternbilder endgültig festgelegt.

Sichtbarkeit von Sternbildern?

Die bekanntesten Sternbilder am Nachthimmel
Der Sternenhimmel der nördlichen Hemisphäre

Nicht alle Sternbilder sind immer und überall zu sehen. Es gibt Sternbilder, die man das ganze Jahr über sehen kann, andere wiederum nur in bestimmten Jahreszeiten. Daneben gibt es Sternbilder, die man nie zu sehen bekommen wird, wenn man nicht eine Reise auf die andere Seite der Erde macht. Die Erklärung folgt im nächsten Abschnitt.

sternhimmel
Kugel-in-Kugel-Modell der Ekliptik1

Warum bewegen sich Sternbilder?

Um dies zu verstehen, muss man sich die Erde als eine rotierende Kugel in einer viel größeren feststehenden Kugel vorstellen. Von der Erde aus blicken wir auf die Innenseite dieser großen Kugel (unsere Nachthimmel mit seinen Sternen). Nun ist es wichtig, wo wir uns auf der Erde befinden.

Sternbilder am Pol

Stünden wir am Nordpol, würden wir immer dieselben Sternbilder sehen, die um den Polarstern kreisen, da dieser sich auf der Verlängerung der Rotationsachse unserer Erde befindet. Am Horizont ginge kein neues Sternbild auf oder unter, da alle Sternbilder auf ihrer zum Beobachter orthogonalen Bahn um die Erdrotationsachse kreisen.

Sternbilder in den mittleren Breiten

Stünden wir nun in den mittleren Breiten (Deutschland), so würden mehrere Sternbilder im Osten auf- und im Westen untergehen. Die Ursache hierfür ist, dass wir anders als am Pol nicht mehr in der Rotationsachse der Erde stehen, sondern versetzt dazu. Dies hat zur Folge, dass ca. 50 % aller Sterne am Nachthimmel untergehen. Im Bild (Silicon Valley) sind dies jene Sterne deren runde Sternbahn durch den Horizont teilweise verdeckt werden.

Startrails - Sternbild in den mittleren Beiten
Startrails – Aufgenommen im Silicon Valley, Sternenhimmel in den mittleren Breiten.
Sternbilder, die nie unter den Horizont verschwinden, werden als zirkumpolare Sternbilder bezeichnet.

Sternbilder am Äquator

Stünden wir am Äquator, würden wir genau das Gegenteil des gleichbleibenden Polhimmels erleben. Wir stehen im rechten Winkel zur Erdrotationsachse, sodass am Horizont mit der Erdrotation ständig neue Sterne aufgehen und auf der Gegenseite wieder untergehen. Aus diesem Grund befinden sich auch viele Observatorien in Äquatornähe.

Neben den oben beschriebenen nächtlichen Veränderungen gibt es auch noch jahreszeitenabhängige Sternbilder am Nachthimmel.

Jahreszeitenabhängige Betrachtung

Dazu stellen wir uns die Erde mit einer runden Bahn um die Sonne vor. Erde und Sonne befinden sich wieder in einer großen feststehenden Kugel (Sternenhimmel). Wenn Nacht ist, schauen wir von der sonnenabgewandten Seite in den Nachthimmel. Unsere Blickachse geht also als Verlängerung von der Sonne durch die Erde in den Nachthimmel.

Wollten wir 6 Monate später, in einer anderen Jahreszeit, den gleichen Sternenhimmel sehen, müsste unsere Blickachse von der Erde durch die Sonne auf die gleiche Stelle des Sternhimmels schauen. Dies geht aber nicht, weil uns die Sonne im Weg ist, es ist also Tag und der Sternenhimmel wird von der Strahlkraft der Sonne um ein Vielfaches überstrahlt. Dafür sehen wir jetzt nachts den Sternenhimmel, der 6 Monate zuvor nur bei Tag zu sehen gewesen wäre.

Welches Sternbild ist wann zu sehen?

Wie Sie aus den obigen Erläuterungen erahnen können, würde es den Rahmen dieses Beitrages sprengen, für jedes Sternbild die Auf- und Untergangszeit zu präsentieren. Aber das muss auch nicht sein, denn zur präzisen Beobachtungsplanung stehen Sternkarten zur Verfügung, mit denen man die Auf- und Untergangszeiten der einzelnen Sterne und Sternbilder in Abhängigkeit vom Standort genau ermitteln kann.

Was ist wann zu sehen?

Hier ein Überblick, welche Highlights dich in welchem Monat erwarten:

Warum verändern sich Sternbilder nicht?

Faktisch verändern sich Sternbilder, allerdings so langsam, dass das für einen Menschen keine Bedeutung hat. Für die Erklärung bedienen wir uns wieder unseres Erde-in-großer-Kugel-Modells, das den Nachthimmel darstellen soll. Die Sternbilder sind im Grunde nur Projektionen von Sternen auf der großen, feststehenden Kugel, in deren Zentrum sich die Erde befindet. 

Diese Sterne stehen aber absolut gesehen nicht unbedingt in räumlicher Nähe, wie es manches Sternbild vermuten lässt. So haben zum Beispiel einige Sterne im Sternbild Orion zu unserer Sonne einen geringeren Abstand als zu anderen Sternen des Sternbildes.

Durch die Expansion des Weltalls entfernen sich diese Sterne voneinander, was letzten Endes auch zu einer Veränderung des Sternbildes führen wird. Diese Änderung ist jedoch so gering, dass ein Menschenleben nicht für Feststellung des Phänomens ausreichen würde.

Was benötige ich zur Beobachtung von Sternbildern?

Da Sternbilder in der Regel großflächige gedachte Verbindungen von markanten Sternen sind, braucht man nur seine Augen und einen möglichst dunklen Himmel. Zur sicheren Identifikation von Sternbildern eignen sich analoge Sternkarten oder eine App. Nachteilig an einer App ist, dass durch die Helligkeit des Displays das Nachtsehen verschlechtert wird und so lichtschwache Objekte und Sterne schwieriger zu finden sind. Hier empfehlen sich eine altmodische Sternkarte und Rotlicht für die optimale Beobachtung.

Fazit

Sternbilder wurden wohl durch Mustererkennung schon von unseren frühen Vorfahren gesehen. Mythologische Bedeutung erhielten sie mit dem Entstehen der ersten Hochkulturen. Praktischer Nutzen findet sich in der Seefahrt zur Navigation und in der Amateurastronomie zum Auffinden von Nebel, Galaxien und Sternhaufen. Alle sichtbaren Sterne befinden sich in unserer Milchstraße.

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Literaturverzeichnis

Emmerich, M., & Melchert, S. (2017). Alles über Astronomie. Kosmos.

Gater, W., & Giles, S. (2011). Astronomie Atlas. Dorling Kindersley.

Herrmann, J. (2012). dtv Atlas Astronomie. dtv.

Aktuelle Highlights

Häufige Fragen zu Sternbildern

✅ Welchen Nutzen haben Sternbilder in der Astronomie?

Der Nachthimmel ist in Sternbilder unterteilt. In der Amateur-Astronomie werden markante Sterne in Sternbilder gerne genutzt um zu Objekte (Nebel, Galaxien, Doppelsterne) zu “navigieren”, die man mit bloßem Auge nicht sieht. So kann zum Beispiel einem jungen Astronomen mit einem Teleskop für Kinder der Sternhimmel förderlich näher gebracht werden.

✅ Welches ist das größte Sternbild?

Das flächenmäßig größte Sternbild ist die Wasserschlange (Hydra) mit über 1300 Quadratgrad. Danach folgen Virgo (Jungfrau) und Ursa Major (Großer Bär).

✅ Welches ist das kleinste Sternbild?

Das kleinste Sternbild befindet sich am Südhimmel, heißt Kreuz des Südens und hat nur rund 68 Quadratgrad.

Quellen

  1. TauʻolungaEcliptic pathCC BY-SA 3.0, entnommen 18.01.2020