Schon immer ging der Blick der Menschen weit nach jenseits des Horizonts. Mit den Jahrtausenden wurden neue Grenzen überwunden und immer fernere Ziele erreicht. Mit Deep Sky (»tiefer Himmel«) überwinden die optischen Möglichkeiten der Astronomie sogar die Grenzen unserer eigenen Galaxie.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff »Deep Sky«?

Außerhalb unseres Sonnensystems gibt es Himmelsobjekte, die sich mit modernen optischen Hilfsmitteln gut beobachten lassen. Die deutsche Bedeutung für Deep Sky, »tiefer Himmel«, nennt keine wirkliche Entfernung zwischen Objekt und Erde, sondern teilt sie verschieden geformte Sternhaufen, unterschiedlich sichtbare Nebel sowie in Galaxien ein.

Die fachliche astronomische Diskussion benutzt seit vielen Jahrhunderten verschiedene Katalogsysteme. Am bekanntesten ist heutzutage der »Messier-Katalog«. In ihm sind 110 zum Teil außergewöhnliche Objekte aufgelistet. Die Katalognamen der Objekte beziehen sich auf die Form,  optische Besonderheiten, oder man nimmt sie in numerischer Reihenfolge in das Katalogsystem auf.

Unter den Objekten befinden sich nur extrasolare Himmelskörper. Für Asteroiden, Planeten und Kometen verwendet die Astronomie andere Klassifizierungen.

Die populärsten Deep Sky-Objekte

Als das Teleskop erfunden wurde, sahen die Astronomen, dass es unter den Deep Sky-Objekten zweierlei Sternenhaufen gibt: offene (wie die Plejaden) und Kugelsternhaufen. Heutige Erkenntnisse gehen davon aus, dass alle Sternhaufen zur gleichen Zeit entstanden, jedoch durch unterschiedlich wirkende galaktische Kräfte sich entweder in ihrer gehäuften Kugelform, oder, wie unsere Milchstraße, als offene Sternhaufen weiter entwickeln.

Deep Sky
Plejaden1
Deep Sky
Kugelhaufen M802

Interstellare Gaswolken senden häufig selbst Licht verschiedener Spektralbereiche aus. Als die schönsten dieser Emmissionsnebel gelten der Lagunennebel M8 und der Orionnebel M42. Andere Wolken reflektieren nur Licht, das zu ihnen strahlt (Reflexionsnebel). Sterbezeugen von Sternen sind die planetarischen Nebel.

Deep Sky
Orion Nebel3

Allerdings leuchten sie nur von den Resten der Gashülle eines untergegangenen weißen Zwerges. Eine weitere Spielart sind Dunkelnebel (oder Dunkelwolken), die das Licht der Objekte hinter sich absorbieren. Berühmt ist der Pferdekopfnebel, katalogisiert hat über 300 dieser Objekte der Astronom Edward Emerson Barnard im »Barnard-Katalog«.

Galaxien des Messierkataloges tragen sehr phantasievolle Deep Sky-Namen nach ihrer zum Teil außergewöhnlichen Form, etwa die »Whirlpool-Galaxie« oder die »Sonnenblumen-Galaxie« im Sternzeichen »Jagdhunde«.

Das Auge der irdischen Betrachter strebt mit Hilfe modernster astronomischer Geräte noch immer weiter hinaus, sprichwörtlich »so weit der tiefe Himmel (Deep Sky) reicht.«

Geschichte der Deep Sky-Katalogisierung

Charles Messier bestimmte zwischen 1764 und 1782 in seinem bis heute gültigen »Messier-Katalog« 110 neblige Objekte. Eigentlich entdeckte er zufällig, dass es sich nicht um Kometen handelte. Im Gegensatz zu jenen schienen die Flecke zu verharren. Für seine weitere Kometenjagd wurde die akribische Deep Sky-Katalogisierung ein unentbehrliches Ausschlusskriterium.

Durch gezielte Studien wurden später die Objekte nach Nebeln, Sternhaufen und Galaxien unterschieden. Forscher nach ihm legten immer umfangreichere Kataloge an. Bekannt für die Katalogisierung sind der ca. 8.000 Objekte starke »New General Catalogue« von John Dreyer aus dem Jahr 1888 und der »Index-Katalog« (1895) von Johan Ludvig Emil Dreyer mit ca. 5.500 Objekten.

Der Messier-Katalog beschreibt ausschließlich Objekte, die von der nördlichen Halbkugel aus gesehen werden können. Dennoch gilt er besonders unter Amateurastronomen als sichere, nahezu fehlerfreie Quelle der Deep Sky-Katalogisierung. Viele »seiner« Objekte werden in Messier-Marathons von Projektgruppen erfolgreich schon mit einfachen Ferngläsern entdeckt.

Besonderheiten und Abkürzungen des Messier-Kataloges

Zum Auslesen der Objekte des Messier-Kataloges wurde ein Abkürzungenschlüssel gefertigt. Galaxien, Sternhaufen und Nebel werden nach ihren Besonderheiten mit Kürzeln im Katalog bezeichnet. Auch ein Amateurastronom erhält somit bei Sichtung einer Deep Sky-Katalogisierung kompakte Vorabinformationen auf kleinem Raum.

Deep Sky
Andromeda Galaxie. Aufnahme durch Amateur-Astronom4

Die Entfernung jedes Objektes wird bei der Deep Sky-Katalogisierung in Lichtjahren angegeben. Dies ist eine relativ exakte, dennoch nur nach Erfahrungswerten geschätzte Angabe. Für Beobachtungszwecke ergibt sich der Vorteil, dass mit dem Wissen um eine solche Entfernung die Lichtstärke und Diffusität des Objektes genauer bestimmt werden können.

Die Helligkeitsangabe ist noch ungenauer. Deshalb steht direkt über der Katalogrubrik: »Scheinbare Helligkeit«. Sternbilder, in deren Himmelsbereich die Objekte zu finden sind, helfen bei Beobachtungen, eine Galaxie oder einen Sternhaufen rasch nach der Position ihrer Deep Sky-Katalogisierung zu orten.

Beobachtungsmöglichkeiten

Astronomieeinsteiger sollten sich zunächst mit simplen, beweglichen Sternenkarten am Sternenhimmel orientieren. Schulen Sie Ihr Beobachtungsvermögen, indem Sie versuchen, Sternenfarben, die Intensität des Lichts und nächstliegende Sternbilder und Strukturen von Deep Sky-Objekten zu unterscheiden.

Bereits ein normales Fernglas liefert hervorragende Beobachtungsergebnisse für spektakuläre Deep Sky-Objekte. Für wirklich gute Beobachtungen brauchen Ihre Augen Zeit, sich auf das Objekt einzustellen. Deshalb sollten Sie ein Stativ benutzen, um eine bestimmte Himmelsregion im Visier zu behalten.

Wenn Sie bereits einige Erfahrung mit Regionen, Objekten und Beobachtungspositionen gesammelt haben, lohnt sich ein Teleskop als Grundausrüstung. Erfahrene Hobbyastronomen greifen dennoch immer zwischendurch auf die Fernglasbeobachtung zurück. Manche Deep Sky-Objekte lassen sich mit Teleskopen ungenauer beobachten, weil die interessanten Details zu stark aufgelöst werden.

Geeignete Teleskope

Für die Deep Sky-Beobachtung eignen sich vorallem Teleskope mit großer Öffnung. Infrage kommen Spiegelteleskope oder Linsen-Spiegel-Teleskope. Vor dem Teleskopkauf sollten sie sich mit den Grundlagen vertraut machen.

Linsenfernrohre (Refraktoren) sind leistungsschwächer als Spiegelteleskope, jedoch zur Eingewöhnung in die Himmelsbeobachtung besser geeignet. Bereits Kinder erzielen gute Suchergebnisse, da die Stativanbringung ihre Geduld bei der Beobachtung von Deep Sky-Objekten nicht überstrapaziert.

Erfahrenere Amateurastronomen verwenden Reflektoren mit 114 mm bis 130 mm Öffnung und 500 mm bis 900 mm Brennweite. Damit sind sehr scharfe Beobachtungen erdnaher Objekte (zum Beispiel wunderschöne Planeten- und Ringbeobachtungen) möglich.

Auch bei außergalaktischen Objekte des Messier-Kataloges liefern sie gute Ergebnisse. Viele Einsteigerteleskope sind Spiegelteleskope auf einer parallaktischen Montierung wie ein klassischer Newton-Reflektor. Leistungsstärker bei gleichem Pries, aber weniger transportabel sind Dobson-Teleskope auf spezieller Montierung. Mit 8 bis 16 Zoll Öffnungen und 1.200 bis 1.800 mm Brennweiten eignen sie sich für galaxieferne Deep Sky-Objekte. Abbildungen sind besonders detailintensiv.

Cassegrain-Teleskope, zum Beispiel das »Schmidt« oder »Maksutov«, übertreffen die Beobachtungsleistungen aller bisher genannten Teleskope. Mit Öffnungen von 80 bis 180 mm und 1.000 bis 1.800 mm Brennweite liefern sie perfekte Vergrößerungen und Detailtreue. Wegen ihrer kompakten Bauart werden sie häufig an besonders unwegsamen Beobachtungsplätzen zur Erfassung von Deep Sky-Objekten verwendet.

Wählen Sie beim Teleskopkauf nicht automatisch das mit der besten Vergrößerungsleistung. Hohe Vergrößerungen verringern die Lichtleistung des Bildes, verkleinern den möglichen Beobachtungsausschnitt und erfordern eine besonders wackelarme Montierung für gute Abbildungen von Deep Sky-Objekten.

Für Deep Sky Astrofotografie die Königsdiziplin der Astrofotografie müssen deutlich mehr Aspekte beachtet werden.

Quellen

  1. NASA, ESA, AURA/Caltech, Palomar Observatory The science team consists of: D. Soderblom and E. Nelan (STScI), F. Benedict and B. Arthur (U. Texas), and B. Jones (Lick Obs.) (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pleiades_large.jpg), „Pleiades large“, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/wiki/Template:PD-US,entnommen 01.01.2020
  2. NASA, The Hubble Heritage Team, STScI, AURA (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:A_Swarm_of_Ancient_Stars_-_GPN-2000-000930.jpg), „A Swarm of Ancient Stars – GPN-2000-000930“, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/wiki/Template:PD-Hubble, entnommen 01.01.2020
  3. “M42 – Orion Nebula” by Nick Bramhall is licensed under CC BY-SA 2.0 , entnommen 01.01.2020
  4. “Andromeda” by marc.spooner1 is licensed under CC BY-SA 2.0 , entnommen 01.01.2020