Genau genommen gehört das Sternbild Skorpion zu den von Ptolemäus beschriebenen 48 klassischen Sternbildern. Mitteleuropäischen Beobachtern zeigt sich das »Himmelstier« teilweise auf der Ekliptik.  Auch ohne Kenntnis seiner Deep Sky-Objekte bieten die hell leuchtenden Sterne des Skorpions einen imposanten Anblick am Sommerhimmel. Schon im Fernglas ist deutlich die Gestalt des gleichnamigen irdischen Spinnentiers zu erkennen. Diese erstaunliche Ähnlichkeit dürfte auch viele Deutungen der Mythologie hervorgebracht haben, die sich um den Skorpion ranken.

Kurze Stippvisite der Sonne – der Skorpion unter den Tierkreiszeichen

Alle Sternbilder der Ekliptik gehören den »Tierkreiszeichen« an, durch die sich Sonne, Mond und die Planeten hindurchziehen. Dass mit diesem Durchwandern Deutungen der Mythologie verbunden waren, war für die Zeit der Antike selbstverständlich. Die Sonne passiert das Sternbild Skorpion allerdings nicht mehr zu den gleichen Daten wie damals, sondern heutzutage zwischen dem 23. Und 30. November. Wer mit dem Fernglas am Sommerhimmel knapp über dem Südhorizont Ausschau hält, findet den Kopf und die Scheren des Skorpions, jedoch nicht den Stachel. Dafür entschädigen seine zahlreichen Deep Sky-Objekte und Doppelsterne, die detailreich zu sehen sind.

Dem Sternbild Skorpion erging es im Laufe der astronomischen Geschichte wie anderen Sternbildern der Ekliptik. Jüngere Mythologien veränderten die Begrifflichkeit des Skorpions am Sommerhimmel. Mit der Festlegung der 88 modernen Sternbilder wurde seine südliche Schere (Brachium) dem Sternbild Waage zugeordnet. Als »Entschädigung« schenkte ihm das Sternbild »Winkelmaß« die Sterne Alpha und Beta Normae (jetzt: N und H Scorpii).

Mythologie und frühe Darstellungen des Sternbilds Skorpion

Obwohl Deep Sky-Objekte ihre wahre Natur erst Teleskopbeobachtern detailliert zeigten, dokumentierten schon frühe Kulturen besondere Himmelsereignisse am heutigen Sommerhimmel rund um die Ekliptik. Forscher deuten etwa eine nordamerikanische Steinritz-Zeichnung der Hohokam als Darstellung einer Supernova, die am 1. Mai 1006 im Sternbild Skorpion beobachtet wurde. Die allererste Darstellung in einer Mythologie findet sich bei den Sumerern in Gestalt der Išḫara, einer Göttin, die auch die Babylonier und Assyrer als Gottheit der Unterwelt verehrten.
Weniger düster sahen chinesische Astronomen das Sternbild Skorpion. Sie ordneten seine Gestalt einem wohlgesonnenen Drachen zu, der durch sein Erscheinen auf der Ekliptik das Frühjahr verkündete. Eine ebenfalls starke Bedeutung maß dem Sternbild am Sommerhimmel die Mythologie der Maya zu und nahm ihn symbolträchtig in ihren Sprachschatz als »zinaan ek« (Sterne des Skorpions) auf.