Historische Beobachter glaubten, in den hellsten Sternen des Sternbilds Schütze einen Teekessel zu erkennen. Überhaupt regte diese Konstellation der Ekliptik die Fantasie der Beobachter zu allen Zeiten stark an. Zwar zieht sich die Milchstraße genau hinter dem Schütze entlang, doch am Sommerhimmel kann die ausladende Himmelsfigur in Mitteleuropa vollständig mit dem Prismenfernglas betrachtet werden. Wegen seiner besonderen Position ist das Sternzeichen ein wahrer Schatz für Deep Sky-Beobachter.

»Zielgenau« zum Zentrum der Galaxis: Sternbild Schütze

Das Sternbild Schütze ist am Nordhimmel nur bedingt zu sehen, in Mitteleuropa nur vollständig am Sommerhimmel. Deutschland bekommt davon wenig mit, da große Teile dieses Sternbilds der Ekliptik selbst dann zu südlich für eine gute Sichtung stehen. Dennoch lohnt die Deep Sky-Beobachtung der sichtbaren Teile, da sich hier in Richtung des Zentrums der Milchstraße Sternhaufen und Gasnebel dicht auf dicht »drängen«.

Die Verbindung der Sterne auf der Ekliptik zur Form des Sternbilds Schütze dürfte schon bei uralten Reiternomaden bekannt gewesen sein. In der Zeit voller Götter und Glaube wechselten die Gestalten vorübergehend zu Pabilsang, dem löwenköpfigen, geflügelten Gott der Babylonier, während die antiken Griechen Zentauren oder den menschlichen Erfinder der Kunst des Bogenschießens, Krotos am Sommerhimmel zu erkennen glaubten. Seit Beginn der Teleskopbeobachtungen wurde neben zahlreichen Deep Sky-Objekten auch die Radioquelle Sagittarius A* (vermutlich ein supermassives Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße) entdeckt.

Nachricht vom Sternbild Schütze?

Am 15.08.1977 wurde auf der Erde ein rätselhaftes 72-Sekunden-Signal (»Wow-Signal«, Natur ungeklärt) aus Richtung des Sternbilds Schütze empfangen. Das war Futter für die UFO-Gläubigen der 70er Jahre und brachte diesen Bereich der Ekliptik sowie Diskussionen um mögliche extraterristische Intelligenzen in die internationalen Schlagzeilen. Mangels Beweisfähigkeit solcher Annahmen konzentriert sich die astronomische Forschung allerdings weiter auf das Studium der Radioquelle im Zentrum unserer Milchstraße sowie auf die Analyse der zahlreichen Deep Sky-Objekte in dieser sternenreichen Gegend des mitteleuropäischen Sommerhimmels.

Interstellare Medien im Sternbild Schütze

Im Sternbild Schütze befindet sich neben vielen Kugel– und offenen Sternhaufen auch eine Menge »interstellaren Mediums« in Form von Nebeln. Diese viel beobachteten Deep Sky-Objekte sind einerseits Zeichen belebter Sternenentwicklung, andererseits jedoch auch Zeugnis eines dramatischen »Sternentodes«. Einige dieser teils diffusen Objekte am Sommerhimmel erhielten aufgrund ihrer im Teleskop sichtbaren Form zu sehr kreativen Objektnamen.

M8, der Lagunennebel

Am Sommerhimmel ist der Lagunennebel mit bloßem Auge als verschwommene Trübung vor dem Sternbild Schütze sichtbar. Im Feldstecher kann die Sternentstehungsregion als diffuses, ausgedehntes, nebliges Objekt ausgemacht werden. Seine Form im Teleskop gab dem Deep Sky-Objekt Messier 8 den Beinamen Lagunennebel. Die Struktur dieses Nebels zeigt sehr deutlich verschiedene Phasen der Sternentstehung.

Als besonders heller Teil des Deep Sky-Objektes Messier 8 leuchtet, heller als der Rest, der »Stundenglas-Nebel« am Sommerhimmel. Ganz in der Mitte des Nebels zeigen sich im Teleskop um die hundert junge Sterne des offenen Sternhaufens NGC 6530, der sich unter den Koordinaten des Sternbilds Schütze aus dem Material des Lagunennebels gebildet hat und dessen Gase nun zum Leuchten anregt.

»Red-Spider-Nebel« NGC 6537

Nicht als Geburtsstätte für Sterne, sondern als Zeugnis eines Sternentodes, leuchtet der Planetarische Nebel NGC 6537 am Sommerhimmel. Dieses Deep Sky-Objekt dehnt sich seit der Explosion des Sterns in seinem Zentrum im Sternbild Schütze aus. Seine im Teleskop sichtbare Spinnenform und die rote Farbe führten zu dem Beinamen »Roter-Spinnen-Nebel« (englisch: Red-Spider-Nebula).
Die Form des Deep Sky-Objektes NGC 6537 erinnert nicht nur an eine rote Spinne, sondern auch an zwei Flügel mit hellem Inneren. Dies führte seit der Entdeckung 1882 im Sternbild Schütze zu verschiedenen Spekulationen über die Entstehung des Nebels. Der Weiße Stern im Zentrum könnte der Überrest eines einstigen Doppelsterns am Sommerhimmel sein, deren Sternenwinde ihre Hülle in verschiedene Richtungen des Weltalls verwehen. Was von dem Stern oder System (falls es eines war) übrig blieb, gehört zu den heißesten derzeit bekannten Sternen des Weltalls. Mögliche Ursache der Flügelform könnten aber auch magnetische Felder sein. Durch seine Leuchtkraft von immerhin noch 11,6 mag kann der »Red-Spider-Nebel« mit mittleren Teleskopen beobachtet werden.

Viele Namen für den Gasnebel M17

Der Anblick des Deep Sky-Objektes M17 ist ganz zweifellos für irdische Beobachter einer der schönsten am Sommerhimmel auf der Ekliptik. Das beweisen seine Namen »Omega-Nebel«, »Schwannennebel«, »Hufeisennebel«, »Checkmark Nebula« oder »Hummer Nebula«. Es ist die zarte Helligkeit des Emissionsnebels im nördlichen Bereich des Sternbilds Schütze, die die menschliche Fantasie anregt. Im Teleskop findet man den etwa 40 Lichtjahre ausgedehnten, strukturreichen Gasnebel im nebelreichen »Sagittarius-Arm« unserer Heimatgalaxie.

Im Inneren des Gasnebels entstehen neue Sterne, von denen sich bereits 35 als offener Sternhaufen innerhalb des Deep Sky-Objektes offenbaren. Die anderen sind noch dicht genug verborgen, so dass nur sehr gute Teleskope das eine oder andere »Sternenkind« in dieser schönen Formation des Sommerhimmels entdecken können. Die jungen Sterne regen aus dem Inneren der H-II-Region im Sternbild Schütze das umliegende Material zu einem roten bis rosafarbenen Leuchten an.

Dreifachnebel M20 – der »Trifidnebel«

Ein Prachtobjekt, das die Teleskope vieler Amateurastronomen magisch zum Sternbild Schütze zieht, ist der »Trifidnebel« – seit 2009 als Dreifachnebel nachgewiesen. Der Name »Trifid« von »dreigespalten« rührt daher, das man optisch am Sommerhimmel die dunkle Staubwolke »Barnard 85« vor dem Deep Sky-Objekt wahrnimmt, die sich wie eine Trennlinie in drei Richtungen durch den Gasnebel zieht. Allerdings liegt M20 für mitteleuropäische Beobachter recht südlich und kann daher nicht optimal beobachtet werden.
2009 veröffentlichte die ESO Bilder des Gasnebels M20 im Sternbild Schütze, die enthüllen, dass nicht nur die drei Farben in drei Bereichen (blau im oberen, rosa biss rot im unteren Nebelbereich, dunkel die Linien davor) dem Namen »Trifidnebel« gerecht wird. Innerhalb des Deep Sky-Objektes entstanden und entstehen je nach »Nebelsorte« unterschiedlich heiße Sterne. Selbst die dunkle Staubwolke »Barnard 85« wird kollabieren und sich zu einem H-II-Gebiet mit aktiver Sternentstehung entwickeln. Am Sommerhimmel wird sich dann – doch nicht den lebenden Generationen – ein verändertes Nebelbild im Teleskop zeigen.

»Little Gem Nebula« NGC 6818

Der Planetarische Nebel NGC 6818 im Sternbild Schütze ist eines der nebligen Objekte, die Wilhelm Herschel unter seinen Entdeckungen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beschrieb. Das Deep Sky-Objekt ist wegen seiner geringen Helligkeit von 9,3 mag nicht mit bloßem Auge sichtbar. Der Nebel zeigt eine längliche Winkelausdehnung und kann auf einer Position auf der Ekliptik mit guten Teleskopen als zweischichtig identifiziert werden.

Für mitteleuropäische Beobachter des Sternbilds Schütze und entsprechend hochauflösende Teleskope zeigt sich NGC 6818 auf der Ekliptik mit einem sphärischen äußeren Bereich in grünem bis gräulichem Schimmer. Das Innere des Deep Sky-Objekts sieht wie eine vasenförmige Blase aus. Als Ursache dieser eigentümlichen Erscheinung des nebligen Objekts vermuten die Astronomen schnelle Winde aus dem geborstenen Zentralstern.

NGC 6822: Barnards Galaxie

Gleiche Beobachtungsschwierigkeiten wie oben beschrieben ergeben sich, wenn mitteleuropäische Deep Sky-Beobachter nach »Barnards Galaxie« im Sternbild Schütze Ausschau halten. Sie ist eine der 50 hellsten Galaxien am Himmel, doch sehr weit südlich auf der Ekliptik gelegen. Verglichen mit anderen nebligen Objekten wurde NGC 6822 erst spät von Edward Emerson Barnard mit dem Teleskop entdeckt.
Barnards Galaxie im Sternbild Schütze zeigt sich guten Teleskopen als »ramponiert«. Wissenschaftlich korrekt ist sie als irreguläre elliptische Zwerggalaxie einzustufen, die bei Sichtbarkeit auf der Ekliptik deutliche Verformungszeichen von einer früheren Begegnung mit größeren Nachbargalaxien erkennen lässt. Allerdings können solche Details des nebligen Objektes nur in wirklich präzisen Teleskopen gesehen werden. Das Deep Sky-Objekt NGC 6822 ist von der Erde ca. 1,6 Millionen Lichtjahre entfernt und Mitglied der Lokalen Gruppe (die Milchstraße ist ebenfalls Mitglied dieses Galaxienhaufens).