Die ersten Astronomen, die jemals mit einem Teleskop die Sterne betrachteten, trauten ihren Augen kaum. Könnten sie den heutigen Stand der visuellen Himmelsbeobachtung sehen, hielten sie sich wahrscheinlich außerdem für verrückt.

Tatsächlich erzielen heutige Observatorien durch ein Zusammenspiel beweglicher Riesenspiegel, feinster Elektronik und ausgeklügelter Aufstellorte sensationelle Ergebnisse. Eine Lösung für den Kostenfaktor bietet die Zusammenarbeit mehrerer Länder bei Forschungsprojekten, zum Beispiel des »Large Binocular Telescope« (folgend: LBT) in Arizona.

Gemeinsame Anschaffung für gemeinsame Forschung – das LBT (Arizona)

Wie bekommt man 100 Millionen Euro für ein Forschungsprojekt aus mehreren Riesenspiegeln und das bis dahin weltgrößte Teleskop zusammen? Am besten auf die gleiche Weise, wie man Licht sammelt, dachten sich die USA, Deutschland und Italien.

Letzteres gelingt über die Vernetzung mehrerer möglichst präziser Spiegel, ersteres durch das Zusammenlegen gemeinsamer Ressourcen. Dabei zählten im Fall des LBT zum verfügbaren Kapital nicht nur Geldbeträge. In die Lösung, mit wissenschaftlichen Detailkenntnissen die Leistungsfähigkeit bisheriger Observatorien zu übertreffen, floss auch das technische Know-how aller drei Staaten ein.

Die Vorteile für dieses Forschungsprojekt sind bisher unübertroffen: drei Staaten teilen sich drei Beobachtungszeiten und die Möglichkeit, Lösungen für bisher vage oder umstrittene Theorien auszuarbeiten.

Zusätzlich können Daten gemeinsam mit zwei weiteren Teleskopen des »Mount Graham International Observatory« (folgend: MGIO) analysiert werden, was ein unschätzbarer Vorteil für die Arbeit des LBT ist.

Obwohl nach 8 Jahren Bauzeit schon 2005 die erste Beobachtung stattfand, dauerten alle endgültigen Installationen bis einschließlich 2011 an.

Idee und Ziele des LBT

Trotz aller Fortschritte in der Astronomie konnte der Zielwert 1 (Strehl-Zahl) für eine perfekte Abbildung in keinem Observatorium erreicht werden. Lichtsammelvermögen und die optische Gesamtleistung sind pro Spiegel – egal wie groß – auf diese eine Fläche begrenzt.

Für das LBT wurden Werte von höchstens 0,84 erreicht, womit das dieses jüngste Teleskop des MGIO das leistungsfähigste Forschungsprojekt seiner Art ist. Erreicht wird das durch die gemeinsame Montierung der beiden 8,4 Meter großen Hauptspiegel. Gemeinsam erreichen sie eine Lichtsammelleistung wie ein 11,8 Meter Teleskop und die optische Auflösung eines 22,8 Meter Spiegels.

Die hochpräzisierte Teleskopmontierung bietet beispielsweise die Lösung für Zentralsterne, die umliegende Planeten oder wechselwirkende Sterne überstrahlen. Dieses Licht kann bei interferometrischen Untersuchungen des LBT ausgeblendet und bisher unbekannte Objekte direkt untersucht werden.