Deep Sky Astrofotografie stellt mitunter die Köngisdisziplin der Astrofotografie dar. Eine Einführung in technischen Hintergründe und Verfahrensweise der Deep Sky Astrofotografie hat Robert Schumann zusammengestellt.

Leuchtend blaue Spiralgalaxien mit roten Gaswolken, funkelnde Kugelsternhaufen, surreal bunte Gasnebel – solche Bilder kennt die Welt spätestens seit der Inbetriebnahme des Hubble-Weltraumteleskops.

Deep Sky Fotografie ratgeber

Sie üben auf erfahrene Astronomen wie auf Laien eine gleichermaßen große Faszination aus und sind für viele auch die Motivation, sich mit dem Hobby Astronomie zu beschäftigen.

Vor allem dank der digitalen Fotografie ist es mittlerweile auch für Amateure möglich, mit einem gewissen Aufwand solche beeindruckenden Aufnahmen selbst zu machen. Jedoch sind dazu viel Wissen und eine spezielle Ausrüstung vonnöten.

Was ist Deep Sky Astrofotografie?

Beschäftigt man sich ein wenig mit der Astrofotografie, so stellt man schnell fest, wie vielseitig sie ist. So lassen sich zum Beispiel mit geringer Brennweite große Teile des Himmels zusammen mit einer attraktiven Umgebung wie einem Gebirge ablichten. Hier stehen aber keine einzelnen Objekte des Alls im Fokus, sondern meist die gesamte Milchstraße beziehungsweise der Himmel als Ganzes.

Astrofotografie
Widefield-Fotografie
Fotograf: Mehmet Ergün
Ausrüstung: Samyang 24mm f1.4, Nikon D850 Astrokamera (Gekühlt)

Auch wenn zwangsläufig Deep Sky Objekte im Bild vorhanden, so handelt es sich hierbei um Widefield-Fotografie, bei der eben auch terrestrische Objekte zum Bildaufbau gehören. Auch atmosphärische Phänomene wie nachtleuchtende Wolken oder Polarlichter sollen hier zur Geltung kommen.

Weitere Information zum Thema findest du in Milchstraße fotografieren: Anleitung, Ausrüstung & Tipps [2023]

Lange Brennweiten für Objekte des Sonnensystems

Bei der Fotografie von Sonne, Mond und Planeten stehen nur diese Körper unseres Sonnensystems im Fokus, hier wird mit langen Brennweiten und fast immer mit Lucky Imaging gearbeitet, einer speziellen Technik, um aus diesen Objekten mit winziger scheinbarer Größe alle möglichen Details herauszuholen (mehr dazu im Artikel Planetenfotografie)

astrofotografie-mars
Der Planet Mars durch ein Teleskop fotografiert
(Fotograf: James Bates. Equipment: Celestron Nexstar 8SE*, ZWO ADC, ASI224MC*)

Deep Sky Astrofotografie: Fotoziel sind Nebel, Galaxien und Sternhaufen

Von diesen Arten der Astrofotografie lässt sich die Deep Sky Astrofotografie abgrenzen. Hier steht nicht ein Großteil des Himmels, sondern ein konkretes Deep Sky Objekt oder eine Gruppe an Objekten im Fokus. Die Atmosphäre oder terrestrische Objekte sollen hier absolut keine Rolle spielen, sie stören im Zweifelsfall eher.

Wenn Planeten im Bild sind, so stehen hier in keinem Fall die Oberflächendetails im Vordergrund. Aufgrund der völlig unterschiedlichen Bilddynamik (Planeten sind sehr hell im Vergleich zu den fernen Deep Sky Objekten) erscheinen diese als sehr helle stellare Objekte.

Deep Sky Astrofotografie: geringe Helligkeit erfodert lange Belichtungszeiten

Besonders bei Laien entsteht beim Betrachten von Deep Sky Astrofotografien der Eindruck, es handelt sich dabei um sehr große Vergrößerungen beziehungsweise Brennweiten – schließlich lassen sich beim nächtlichen Blick in den Himmel keine dieser beeindruckenden Objekte erkennen, auch nicht, wenn optische Hilfsmittel wie ein Fernglas hinzugezogen werden.

Irreguläre Galaxie M51
Whirpool-Galaxie M51. Bei der kleinen Begleitgalaxie handelt es sich um eine Galaxie vom irregulären Typ.
Mit freundlicher Genehmigung des Astrofotografen Stefan Kühn.

Hierbei handelt es sich aber um einen weit verbreiteten Irrglauben. Viele bekannte und oft fotografierte Objekte, wie die Andromedagalaxie, der Orionnebel im Sternbild Orion oder der Zirrusnebel sind nicht besonders klein am Himmel. So bedeckt die Andromedagalaxie eine scheinbare Fläche von sechs Vollmonddurchmessern am Himmel. Beim Zirrusnebel sind es sogar über 40 ganze Vollmonde!

Der Grund warum diese Objekte trotz ihrer erstaunlichen scheinbaren Größe nicht sichtbar sind liegt in der geringen Helligkeit begründet. Visuelle Beobachter wissen, dass trotz großem Teleskopdurchmesser und dunklem Himmel die angezielten Deep-Sky-Objekte niemals so bunt und deutlich erscheinen wie auf Fotografien.

Daher wird Astrofotografen gern etwas „Schummelei“ mit Bildbearbeitungsprogrammen (die sie ja nutzen) vorgeworfen. In der ethisch korrekten Astrofotografie ist es jedoch verpönt, Informationen hinzuzufügen – lediglich die in den Rohaufnahmen vorhandenen Informationen dürfen mit diversen Hilfsmitteln verstärkt werden.

Deep Sky Astrofotografie Rosetta Nebel
Rosetta Nebel
Fotograf: Robert Schumann (Astrobin-Galerie)
Ausrüstung: Lichtenknecker FFC 4,0/760mm SCL, Atik Horizon (Mono)

Der Hauptgrund, warum Nebel oder Galaxien so ausgesprochen deutlich zu sehen sind, ist die lange Belichtungszeit. Anders als unser Auge können Kameras das Licht über längere Zeiträume sammeln und integrieren. Wir sehen nur einen „Schnappschuss“, fotografischer Film oder moderne Sensoren können hingegen minutenlang belichten. So werden nicht nur schwache Details, sondern auch Farben sichtbar.

Natürlich gibt es auch Deep Sky Objekte mit kleiner scheinbarer Größe – das trifft vor allem auf planetarische Nebel, die Überreste sonnenähnlicher Sterne (haben nichts mit Planeten zu tun, dies ist ein historischer Name), oder weit entferne Galaxien zu.

Die Fotografie solcher Ziele ist besonders anspruchsvoll, weil die Objekte lichtschwach und klein sind – Planeten sind wenigstens noch hell. Hier muss mit großen Brennweiten gearbeitet werden, was nur erfahrene Astrofotografen machen sollten.

Deep Sky Astrofotografie: Was für eine Ausrüstung brauche ich?

Nicht wenige Einsteiger in das Hobby denken bei der Ausrüstung zuerst an Teleskop und Kamera, das Fundament ist jedoch eine richtig dimensionierte motorisierte Montierung.

Die Montierung mit Nachführung ist das Fundament

Entscheidend bei der Astrofotografie – egal welcher Art – ist eine sauber arbeitende Montierung mit motorisierter Nachführung, welche die Erdrotation ausgleicht. Ohne sie ist vor allem die Deep Sky Astrofotografie nicht möglich.

deep sky astrofotografie montierung
Beispiel für eine solide Montierung
Skywatcher EQ6-R Pro
(Bild: skywatcher.com)

Bei modernen Kameras sind die Pixel nur wenige Mikrometer groß. Bereits bei moderaten Brennweiten von unter 100 mm ergeben sich hier innerhalb von Sekunden Strichspuren durch die sich bewegenden Sterne bedingt durch die Erdrotation.

Wer mit einem großen Teleskop kleine Galaxien oder viele Details aus Gasnebeln ablichten will, der muss zu einer starken und tragfähigen Montierung mit hohem Eigengewicht greifen – zum Beispiel einer EQ6-R Pro von der Firma Skywatcher. Hersteller geben immer einer Maximallast für Montierungen an.

Diese sollte für astrofotografische Zwecke nur zu ca. 50%-70% ausgereizt werden.

Bei kompakten Teleskopen mit wenig Hebelwirkung darf es auch etwas mehr sein, bei langen Refraktoren zum Beispiel mit langem Hebel sollte es entsprechend weniger sein.

Vor allem für den Einstieg empfiehlt sich aber der Start mit einer geringeren Brennweite, wie sie vor allem klassische Teleobjektive bieten. Hier reichen kleine Nachführungen, die sich mittlerweile großer Beliebtheit erfreuen. Für Brennweiten bis maximal 250mm ist die Skywatcher Star Adventurer auch aufgrund der leichten Bedienung ein echter Verkaufsschlager.

Wer mit Optiken mit mittlerer (ab 300mm) oder gar hoher (ab 800mm) Brennweiten fotografiert, der stellt schnell fest, dass trotz ausreichend dimensionierter und gut eingenordeter Montierung Ungenauigkeiten festzustellen sind. Bei den minutenlangen Brennweiten sind die Sterne praktisch immer leicht verzogen und niemals perfekt kreisförmig. Das liegt an winzigen und unvermeidlichen Fehlern der Mechanik.

Guiding gleicht geringe Fehler der Montierung aus

In der Regel werden Schneckengetriebe verwendet, winzige Fertigungsfehler machen sich bei der Fotografie schnell bemerkbar.

Hier hilft eine fotografische Nachführkontrolle, auch Autoguiding genannt. Eine zweite Kamera schaut durch ein parallel montiertes kleines Fernrohr (Leitrohrguding) oder mit durch das Aufnahmeteleskop, bei dem am Okularauszug ein kleiner Spiegel ein wenig Licht ablenkt auf die Guidingkamera.

Leitrohrguiding1

Die Kamera ist mit einem PC-Programm verbunden, welches die im Bild befindlichen Sterne erkennt und eventuelle Abweichungen detektiert. Dazu wird in einem festgelegten Intervall von zum Beispiel einer Sekunde eine Aufnahme gemacht.

Gibt es einen Nachführfehler, so wird via USB- oder ST-4-Anschluss eine Korrektur an die Montierung gesendet. Mit dieser Technik lässt sich auch bei sehr langen Belichtungszeiten eine präzise Nachführung gewährleisten.

Es kann dank sogenannter Standalone-Guider mittlerweile sogar auf einen Rechner verzichtet werden, diese besitzen eine Kamera und einen Mini-Rechner, der sämtliche Berechnungen durchführt. Als bester Standalone-Guider gelten die Lacerta MGEN.

Deep Sky Astrofotografie: Was gilt es bei der Optik zu beachten?

Ob ein Guiding notwendig ist, hängt wie schon erwähnt auch von der Optik ab. Anders als bei der visuellen Astronomie gibt es bei der Fotografie einen enormen Vorteil: Dadurch, dass das Licht über eine lange Zeit gesammelt werden kann, sind keine riesigen Öffnungen notwendig, um lichtschwache Nebel und Galaxien gut zu sehen.

Ein sehr wichtiger Faktor ist hier die Blende, also das Verhältnis zwischen Brennweite und Öffnung. Man spricht hier auch von der Geschwindigkeit der Optik, denn bei einem günstigen Öffnungsverhältnis hat man schnell ein schönes Ergebnis.

Hier ein Beispiel:

Der Zusammenhang ist quadratisch, das heißt zum Beispiel, dass man bei f/5 (Brennweite fünfmal so groß wie die Öffnung)  unter identischen Rahmenbedingungen in einer Stunde Belichtungszeit dasselbe Ergebnis erzielt wie bei einer f/10-Optik in vier Stunden.

Guter Start: Fotoobjektive und kleine Refraktoren

Eine gute Optik zum Start ist ein 135mm f/2 Fotoobjektiv, das es von unterschiedlichen Herstellern gibt. Es ist ausgesprochen lichtstark und robust gegen Nachführfehler, außerdem kann es ohne Probleme an einer DSLR/DSLM angeschlossen werden. Nachteilig ist die relativ geringe Brennweite, bei der Details winzig wirken.

Etwas mehr bietet der William Optics RedCat 51 mit 250mm f/4.9. Vorteil hier ist die umfangreiche Ausstattung, die eine Fokussierhilfe oder einen rotierbaren Auszug beinhaltet. Außerdem ist dieses kleine Linsenfernrohr (Refraktor) ausgesprochen kompakt.

Allroundgerät: Fototauglicher Newton-Reflektor

Wer ein größeres Allroundgerät haben möchte, der kann zu einem fototauglichen Newton-Reflektor mit 150mm Öffnung und 750mm Brennweite greifen.

Deep sky astrofotografie newton
Fototauglicher Newton-Reflektor
Skywatcher 150/750 PDS
(Bild: skywatcher.com)

Mit so einem Gerät lässt sich sehr viel machen, auch die Beobachtung und Fotografie von Mond und Planeten ist möglich. Mit 750 mm lassen sich auch kleinere Objekte wie Galaxien recht detailreich abbilden, aber es ist auch nicht zu viel Brennweite für großflächigere Objekte.

Nachteil ist, dass ein Komakorrektor benötigt wird. Ohne Korrektor werden die Sterne außerhalb der Bildmitte zu „Kometen“, das Bild wird regelrecht verzerrt. Das liegt daran, dass die Schärfeebene nicht plan ist, sondern kugelförmig. Ein Korrektor ebnet das Bildfeld, aber nur, wenn zwischen Kamerasensor und Korrektor der richtige Abstand eingestellt ist.

Außerdem muss ein Newton regelmäßig justiert werden, da sich die Spiegel bei einem Transport minimal bewegen und so die perfekte Ausrichtung zueinander verloren geht. Diese wieder herzustellen muss geübt werden und bedarf verschiedener Hilfsmittel wie Justierlasern oder -Okularen.  Die Streben, die den Fangspiegel des Teleskops halten, erzeugen übrigens die charakteristischen Spikes um Sterne.

Optik: Was oft nicht bedacht wird

Es gibt natürlich noch viele weitere potenzielle Optiken, mit denen Deep Sky Fotografie betrieben werden kann. Generell sollte man auf mehrere Dinge achten, die sehr wichtig sind. Eine schöne Sternabbildung über ein großes Feld gehört zum Beispiel dazu. Was bringt einem eine Vollformatkamera, wenn das Teleskop diese nicht richtig ausleuchten kann?

Ein weiterer Punkt, den Anfänger kaum beachten, ist die Fokussierstabilität. Aufnahmen, die nicht exakt fokussiert sind, sind ausnahmslos verloren! Hier lässt sich auch nichts mehr am PC retten. Im Laufe der Nacht ändert sich die Temperatur und damit dehnen sich die Materialien des Teleskops auch leicht aus oder ziehen sich zusammen. So geht früher oder später der Fokus verloren.

Manche Optiken gelten als fokussierstabil und zeigen erst ab 8K oder mehr Unterschied eine Drift, manche sind regelrechte „Thermometer“ und müssen bei schon 1K Differenz neu fokussiert werden. So eine schnelle Drift kann zwar mit einem Motorfokussierer beseitigt werden, das bedeutet aber einen zusätzlichen Aufwand.

Gute Teleskope für die Fotografie macht nicht nur eine gute Abbildung und Lichtstärke aus, sondern auch eine Fokus- und Justagestabilität. Vor einem Kauf sollte man sich von erfahrenen Fotografen beraten lassen, es gibt leider viele Fallstricke. In Astronomie-Foren ist die Hilfsbereitschaft glücklicherweise groß.

Deep Sky Astrofotografie M8
M8 – Lagoon Nebula
Fotograf: Robert Schumann (Astrobin-Galerie)
Ausrüstung: Lichtenknecker Optics FFC 4,0/760mm, Canon EOS 1000Da

Auch wenn Schmidt-Cassegrain-Teleskope für den visuellen Einsatz oder die Fotografie von Mond und Planeten ausgezeichnet sind – für die Deep Sky Fotografie sind sie aufgrund ihrer großen Brennweite, ihres langsamen Öffnungsverhältnisses und des unebenen Bildfeldes wenig geeignet. Vor allem Anfänger werden hier auf große Probleme stoßen.

Deep Sky Astrofotografie: Gedanken zur Kamera

Das Herzstück bei der Fotografie ist natürlich die Kamera. Diese besteht aus einem Sensor, der das auftreffende Licht in elektrische Signale umwandelt, und einer Steuerelektronik, die diese Signale in ein Bild umwandelt. Kameras haben eine Vielzahl an unterschiedlichen Parametern, von denen den meisten die Zahl der (Mega-)Pixel am bekanntesten sein dürfte.

Es ist leider zu einem reinen Marketinggag geworden, die Pixelzahlen in die Höhe zu treiben, viele Verbraucher setzen diese Zahl mit Qualität gleich. Ein einfaches Beispiel zeigt, dass es nicht besonders viele Pixel für ein Bild  braucht:

Ein Full-HD-Bildschirm hat gerade einmal zwei Megapixel, ein 4K-Monitor acht Megapixel.

Viel wichtiger für die Deep Sky Fotografie ist zunächst der Kameratyp. So können klassische DSLR oder DSLM eingesetzt werden, oder auch spezielle Astrokameras, die über USB gesteuert werden und kein eigenes Display oder einen Speicher besitzen.

Wichtig ist auch die Größe des Sensors. Es gibt in der klassischen Fotografie vor allem drei dominierende Maße: Vollformat (36.0 mm x 24.0 mm), APS-C bzw. DX-Format (ca. 23 mm x 15 mm) und das kleinere MFT-Format (ca. 17.2 mm x 13.4 mm).

Ein größerer Sensor bedeutet, dass ein größerer Ausschnitt am Himmel fotografiert wird. So lassen sich auch bei höheren Brennweiten großflächige Objekte noch gut abbilden. Nachteil ist, dass größere Sensoren auch mehr kosten. Außerdem müssen Optik, Filter und ein eventueller Korrektor diesen auch verzerrungsfrei ausleuchten können.

Pixelgröße: ein Kapitel für sich

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Pixelgröße. Je kleiner die Pixel, desto feiner die Auflösung, damit können kleine Details im Bild besser aufgelöst werden. Größere Pixel profitieren hingegen von einer besseren Empfindlichkeit und der Aufbau wird unempfindlicher gegenüber Nachführfehlern.

Brennweite und Pixelgröße sollten so gewählt werden, dass ein Pixel rund ein bis drei Bogensekunden am Himmel bedecken (mehr dazu im Artikel Pixelgröße und Sampling). Ausrechnen lassen kann man sich all das im kostenlosen Programm Stellarium. Hier kann man auch nachsehen, wie Objekte auf dem Sensor abgebildet werden und ob die Ziele der Begierde auch passend im Bild sind.

Solider Einstieg in die Deep Sky Astrofotografie: DSLR

Für den Einstieg bietet sich eine gebrauchte DSLR (digital single-lens reflex)-Kamera an, beliebt sind Modelle wie die 600Da von Canon. Das „a“ steht für eine Astromodifikation, die für ernsthafte Astrofotografie benötigt wird. Hierbei handelt es sich um den Ausbau bestimmter Filter, die vor dem Sensor sitzen und die Empfindlichkeit im tiefroten Licht deutlich dämpfen.

Das Element Wasserstoff, der im Universum reichlich vorhanden ist, leuchtet bei Anregung vor allem tiefrot mit einer Wellenlänge von 656 nm. Praktisch alle Emissionsnebel leuchten stark in dem Bereich. Ohne eine Modifikation fotografiert man diese „mit angezogener Bremse“ und macht es sich hier sehr schwer.

Feuerradgalaxie
So stellen sich die meisten eine Galaxie vor: Feuerradgalaxie.
Mit freundlicher Genehmigung des Astrofotografen Stefan Kühn.

Immerhin, Reflexionsnebel, Dunkelnebel und Sternhaufen lassen sich ohne Einschränkungen fotografieren. Auf dem Gebrauchtmarkt gibt es bereits viele modifizierte Kameras, ansonsten gibt es spezialisierte Unternehmen, die für einen akzeptablen Betrag die Filter professionell entfernen.

Vorteil der DSLR ist, dass hier eine eigene Stromversorgung und komplette Steuerelektronik verbaut ist. Es wird kein Laptop benötigt, es reicht ein simpler Fernauslöser um Bilder aufzunehmen und zu speichern.

Dezidierte Astrokameras: besser gekühlt für Deep Sky Astrofotografie

Die Astrofotografie ist immer ein Kampf gegen das Rauschen. Das sogenannte Photonenrauschen, das durch zu wenig Licht entsteht, lässt sich mit viel Belichtungszeit reduzieren.

Bei langen Belichtungszeiten entsteht an den Kameras aber ein weiteres Rauschen, das Dunkelstromrauschen, das sich mit einem gekühlten Sensor deutlich reduzieren lässt. Das ist der große Vorteil bei Astrokameras, bei denen ein Thermoelement hinter dem Sensor eingebaut ist, das die Temperatur stabil deutlich unter der Umgebungstemperatur hält.

In der Regel kühlen diese Kameras den Sensor um bis zu 45K unter Umgebung ab. Selbst in einer milden Nacht mit 20 °C ist es damit möglich, den Sensor auf -20 °C zu kühlen.

Deep Sky Fotografie Kamera
Gekühlte Farbkamera für die Deep-Sky-Astrofotografie:
ZWO ASI 2600 MC DUO Color

Die ungekühlten Astrokameras hingegen sind für Deep Sky nicht geeignet, diese sollten nur für die Fotografie von Mond und Planeten oder zum guiden eingesetzt werden.

Bei den allermeisten Astrokameras gibt es zudem die Möglichkeit, Versionen ohne sogenannte Bayermatrix zu erwerben, die es dem Sensor ermöglicht, Farben zu unterscheiden. Bei den Monoversionen (“Schwarz-Weiß-Kamera”) benötigt man dafür RGB-Filtersätze.

Ein großer Vorteil ist aber die Möglichkeit, Schmalbandfilter zu nutzen, die nur ganz bestimmte Wellenlängen von Emissionsnebeln auf den Sensor lassen und so auch unter Lichtverschmutzung kontrastreiche Bilder ermöglichen.

Mittlerweile geht das zwar auch mit Einschränkungen an Farbkameras, der Königsweg bleibt aber die Verwendung einer Monokamera mit Filtern.

Wer eine sehr gute Astrokamera erwerben möchte, der greift zum Beispiel zur ZWO ASI2600MM oder MC (Mono- bzw. Farbversion). Sie bietet eine hohe Empfindlichkeit, eine feine Auflösung der Graustufen und ein glattes Dunkelstromsignal über das ganze Bild hinweg.

NGC 6888
Fotograf: Robert Schumann (Astrobin-Galerie)
Ausrüstung: Lichtenknecker FFC 4,0/760mm SCL, Atik Horizon (Mono)

Mehr Informationen findest du hier: Astrofotografie Kamera: Das musst du vor dem Kauf wissen [Guide]

Systematische Fehlsignale und Bildfehler lassen sich korrigieren: Darks und Flats

Letzteres ist ein Fehlsignal, das auch bei den besten Kameras entsteht, wenn gar kein Licht auf den Sensor fällt. Es ist an sich nicht schlimm, kann aber stören, wenn es uneben ist, zum Beispiel durch Verstärkerglühen, dann wirkt eine Seite aufgehellt.

Dieser Fehler lässt sich auch mit Darks (Darkframe) korrigieren, dazu werden mit denselben Kameraeinstellungen Bilder gemacht, der Sensor ist aber abgedunkelt. Diese Bilder werden dann von den eigentlichen Bildern, genannt Lights, abgezogen. Da das Dunkelstromsignal auch von der Temperatur abhängig ist, empfiehlt sich der Einsatz nur bei den temperaturgesteuerten Astrokameras.

Um Vignettierungen, Flecken durch Staub und leichte Unterschiede in der Empfindlichkeit zwischen den einzelnen Pixeln zu reduzieren, die (das ist kaum bekannt) eine große Rolle spielen, empfiehlt es sich auf jeden Fall, Flats (Flatframes) zu machen.

Dazu wird die Optik mit einer vollkommen gleichmäßigen Lichtquelle, wie sie spezielle Flat-Boxen liefern, ausgeleuchtet und die Kamera macht dann Bilder. Wichtig ist, dass zwischen den Lights und Flats die Kamera nicht abgenommen oder rotiert wird. Auch Filter und Fokuslage dürfen nicht gewechselt werden.

Astro-Rechner für die Deep Sky Astrofotografie

Hier findest du unseren Astrofotografie Rechner [Kalkulator]

Deep Sky Astrofotografie: Bildbearbeitung

Nicht selten werden bei der Deep Sky Fotografie mehrere Stunden an Belichtungszeit erreicht. Es ist aber praktisch nicht möglich, diese auf einmal mit einer Kamera zu belichten, die Sterne im Bild würden stark ausbrennen (Pixel wird maximal gesättigt und bildet keine Graustufen mehr ab).

Deswegen werden stattdessen viele kürzere Aufnahmen von wenigen Minuten Belichtungszeit zu einem Summenbild gestackt. Dafür gibt es viele unterschiedliche Programme wie Siril, Astro Pixel Prozessor oder DeepSkyStacker.

Hier lädt man seine Lights (Lightframes; belichtete Aufnahme) und die dazu passenden Korrekturbilder (Darks, Flats) und das Programm kalibriert die Bilder und richtet sie genau aufeinander aus.

Beim eigentlichen Stacken (stapeln, aufsummieren) erkennen die Algorithmen automatisch Fehler wie Satellitenspuren und entfernen sie aus dem Bild. In der Regel gehen alle diese Schritte stark automatisiert und sind damit auch für Einsteiger keine große Schwierigkeit.

Mit dem Summenbild als Ergebnis geht die Arbeit erst richtig los. Für die Bearbeitung gibt es viel Software, darunter Freeware wie Fitswork aber auch kostenpflichtige Programme wie PixInsight. Letzteres ist zwar komplex in der Bedienung, aber dafür sehr mächtig und mit vielen sinnvollen Funktionen ausgestattet.

deep sky astrofotografie bildbearbeitung
Das Bildbearbeitungsporgramm PixInsight biete eine sehr große Auswahl an Bearbeitungsmöglichkeiten
(Bildquelle: PixInsight)

Bei der Bearbeitung werden Einflüsse durch Lichtverschmutzung, sogenannte Gradienten, entfernt und die Farben werden möglichst exakt ausbalanciert.

PixInsight bietet hierbei sogar die Funktion, dies anhand der bekannten Sternfarben im Bild zu machen. Die Bilder müssen dann noch in der Helligkeit angepasst werden, man spricht vom Stretching.

Es gibt viele weitere Möglichkeiten zur Verbesserung des Bildes, zum Beispiel durch Rauschfilter oder Funktionen zum Aufhellen von Nebeln und Galaxien. Eine Herausforderung ist die Bearbeitung von Bildern mit Monokameras. Denn hier müssen mehrere Graustufenbilder passend zu einem Farbbild vereint werden.

Die Bildbearbeitung von Astroaufnahmen erfordert wie die Astrofotografie selbst viel Übung und Erfahrung. Nicht selten kann es auch mal zu Enttäuschungen und Frustmomenten kommen – die faszinierenden Bilder, die bei diesem Hobby entstehen, entschädigen aber praktisch jeden Aufwand!

Quellen

  1. Jeff Barton from Richardson, TX, USA, Spectrography setup, showing autoguider (8186292276)CC BY 2.0