Jeder sieht leicht mit bloßem Auge, dass der Mond eine schwer bewegte Vergangenheit hinter sich hat. Asteroiden und Meteoriten schlugen verschieden große Gesteinsbrocken aus unserem Erdtrabanten. Bis zu mehreren Millionen Jahren bewegten sich diese Trümmer an Mondgestein auf einer mehr oder weniger berechenbaren Umlaufbahn durch das Weltall, bevor sie auf andere Planeten des Sonnensystems niederstürzten. Einige Trümmer des nahen Mutterkörpers verirrten sich auch direkt zur Erde, wo sie erst spät als Mondmeteoriten erkannt wurden.

Woher kommt das Mondgestein?

Derzeit gibt es drei Quellen für Mondgestein auf der Erde:

  1. Gestein, das durch die amerikanischen Apollo-Missionen gesammelt wurde
  2. Proben, die von Luna-Missionen (sowjetisch) mitgebracht wurden
  3. Mondgesteine, die durch Einschläge aus der Oberfläche des Mondes geschleudert wurden und als Meteorite auf die Erde fielen

Der Mondmeteorit Dho 280

Der ca. ein halbes Pfund (251,2 g) schwere Mondmeteorit Dho 280 gehört zu einer Gruppe von derzeit über 90 Meteoriten dieser Zusammensetzung. Er stammt wie Dho 081 und Dho 910 aus dem Südwesten des Sultanats Oman (Osten der Arabischen Halbinsel).

Die Identifizierung des Mutterkörpers war im Frühjahr 2001 simpel: Inzwischen war die Herkunft mehrerer solcher Gesteinsproben aus bestimmten Regionen des Sonnensystems bekannt. Seine Umlaufbahn in Erdnähe dürfte Dho 280 einige Millionen Jahre vollzogen haben, bevor er in ihrer Atmosphäre abstürzte.

Von der Zusammensetzung des Mondmeteoriten Dho 280 ist bekannt, dass sein Mutterkörper die lunare Hochebene war. Dort traf ihn vor langen Jahrmillionen ein anderer »Irrläufer« aus dem Sonnensystem und katapultierte die Trümmer für eine lange Zeit in ihre unberechenbare Umlaufbahn in Erdnähe. Möglich ist auch, dass die später gefundenen Teile vor dem Absturz auf die Erde ein zusammengehöriger, größerer Meteorit waren.

Mondmeteorit Calcalong Creek

Dass das winzige Steinchen Mondgestein von gerade 19 g überhaupt als Meteorit identifiziert wurde, ist der Sorgfalt eines »Meteoritenjägers« zu verdanken. Er besaß die Kostbarkeit zu kommerziellen Zwecken bereits seit 1960. 1991, durch den Vergleich mit Gesteinsproben der Mondmissionen, wurde Calcalong Creek als Mondmeteorit eingestuft.

Bei der landschaftlichen Zuordnung wurde als Mutterkörper das Mondhochland bestimmt. Dort geriet vermutlich ein viel größer ausgeschlagenes Steinstück in eine Umlaufbahn, kollidierte vielleicht mit weiteren Trümmern innerhalb des Sonnensystems und »landete« schließlich auf der Erde.

Calcalong Creek blieb trotz intensiver Suche bisher der einzige Mondmeteorit, der in Australien geborgen wurde. Vorher wurden Trümmer vom Mutterkörper Mond nur in den Blaufeldern der Antarktis gefunden. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die begehrten Mondtrophäen aus ihrer unsteten Umlaufbahn nur immer über der Antarktis abstürzten. Möglicherweise findet die künftige Forschung weitere nicht zugeordnete Gesteine aus dem Sonnensystem, die sich als Mondmeteoriten entpuppen.

Größter Fund vom Mond DAG 400

Die Fundstelle von DAG 400 ist generell perfekt für die Lagerung von Meteoriten. Da ist erstens der helle Untergrund des Dar al-Gani Plateaus in Zentrallibyen. Hier fällt ein solch schwarzes Gestein wie das des Mondmeteoriten DAG 400 leicht auf. Außerdem verlangsamen die klimatischen und geologischen Bedingungen die Gesteinserosion enorm.

Dadurch blieb der Fund vom Mutterkörper Mond, der irgendwann aus seiner Umlaufbahn auf die Erde stürzte, in nahezu unverwittertem Zustand seit seinem Eintreffen aus dem Sonnensystem erhalten.

1,425 kg ist gerade kein enormes Gewicht für einen Meteoriten. Dennoch ist der Mondmeteorit DAG 400 das bisher größte gefundene Bruchstück des nahen Mutterkörpers. Auch ist der Fund in der libyschen Wüste einer der wenigen, die nach dem Absturz aus dem Sonnensystem nicht in den Blaueisfeldern der Antarktis gefunden wurden.

Gibt es auf dem Mond Erdmeteoriten?

Auf der Erde ist es ein Glücksfall, Mondmeteoriten rechtzeitig vor der Verwitterung zu finden. Nur in trockenen Wüstenregionen oder den eisigen Gegenden der Arktis  / Antarktis bleibt ein Meteorit lange vor dem Verfall verschont.

Die gefundenen Trümmer vom Mutterkörper Mond ließen Ende der 1970er Jahre die Vermutung aufblühen, dass es möglicherweise auch Marsmeteoriten aus dem Sonnensystem zu uns »verschlagen« haben könnte. Als sich das bestätigte, war klar: Auch Erdmeteoriten könnten einst aus einer Umlaufbahn auf den Nachbarplaneten niedergegangen sein.

Jeder Mondmeteorit ist ein Zeugnis einer Zeit, als die Kollisionen des Gesteins im Sonnensystem auch die Erde mit teilweise großer Wucht trafen. Die Wissenschaftler möchten nun in einer künftigen Mondmission Spuren des Mutterkörpers Erde auf dem Mond finden.

Die Abstände einer möglichen Umlaufbahn zwischen Mond und Erde sind so gering, dass ein mindestens gelegentlicher Absturz auf dem Mond als sicher gilt. Der Fund eines solchen Meteoriten in der atmosphärenfreien Umgebung des Mondes ließe viel Aufschluss über die frühe Erde und ihr Schicksal zu.