Einst hielten wir Menschen unsere Erde für das Zentrum der Welt. Verborgen bleibt die Position, die uns die Wissenschaft in vielleicht tausend Jahren zugesteht. Eine Theorie ist längst bewiesen. Erde, Sonne und alle Planeten kreisen in einem gemeinsamen Raum um die Sonne – im Sonnensystem.

Sonnensystem – Begriffserklärung und Struktur

Alle Systeme, in denen ein zentrales Gestirn mehrere »Trabanten« durch seine Gravitationskräfte auf feste Bahnen zwingt, ähneln sich in ihren Wechselwirkungen. Zur Unterscheidung von anderen Bahnstrukturen wird unser Sonnensystem als »Planetensystem« bzw. als »Einfachsternsystem« katalogisiert.

sonnensystem
Detailliertes Schema des Sonnensystems1
Die Reihenfolge der Planeten kannst du dir am besten mit einem der bekannten Merksatz Planeten bewusst machen.

Um die Sonne kreisen in zunehmender Entfernung und Größe die 8 anerkannten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun.

Auch Zwergplaneten, Asteroiden, Kometen und eine große Menge kleiner Monde werden von der Anziehungskraft der Sonne in einen fortwährenden Umlauf innerhalb des Sonnensystems gezwungen.

Zu wissenschaftlichen Zwecken wird das Sonnensystem in Zonen eingeteilt. Die innere Zone ist dabei die Planetengruppe der »felsigen (erdähnlichen«) Planeten. Außerhalb des »Kuipergürtels« bewegen sich die »Gasplaneten (oder Gasriesen)«.

Theorien von der Entstehung unseres Sonnensystems

Es mangelt nicht an Spekulationen, wie überhaupt die Entstehung eines solch komplexen Systems wie unserem Sonnensystem möglich war.2 Derzeit gängig sind die Hypothesen nach Kant und Laplace.

Kant berücksichtigt bei seiner Version einzig die  Prozesse aus Anziehung und Abstoßung, um die Planetenbildung und Umlaufbahnen unseres Sonnensystems zu erklären. Er vermutet, dass sich die Summe aller wechselwirkenden Kräfte zu einem Gleichgewicht eingependelt hat.

Laplace glaubt, die Sonne sei bereits lange vor der Entstehung des Systems zu ihrem heutigen Sternzustand erhitzt gewesen. Von diesem Stern lösten sich im Laufe der Umläufe Gasnebel ab und verdichteten sich allmählich zu den heute bekannten Planeten und bezogen stabile Bahnpositionen im Sonnensystem.

Die Erforschung unseres Sonnensystems hat im Zuge der modernen Astronomie große Fortschritte gemacht. Viele sensationelle Erkenntnisse gewinnen die Wissenschaftler in jüngster Zeit auch durch die gleichzeitige Erforschung benachbarter oder neu entdeckter Sternensysteme.

Die Entwicklung unseres Sonnensystems (Kant-LaPlace)

Immanuel Kant veröffentlichte 1755 ein spektakuläres Werk zur Entwicklung des Sonnensystems mit dem Titel »Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels«.

Seine Theorie löste zahlreiche Kontroversen unter Wissenschaftlern aus. Neue Vorstellungen versuchten, seine Hypothese vom Grundzustand zu widerlegen. Die technischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte zeigen, welches Genie er bei seinen Überlegungen bewies.

Noch immer betrachten die meisten Astronomen seine veröffentlichten Hypothesen als am wahrscheinlichsten.

Kants Vorstellung von der Entwicklung im Sonnensystem

Kant ging bei seinen Überlegungen systematisch vor. Jegliche Materie befindet sich zwar in steter Bewegung, Veränderung und Umwandlung. Doch um in diese Prozesse zu geraten, ist ein Grundzustand nötig.

Nach Kants Theorie war alle Materie ursprünglich lose im Universum verteilt. Die physikalischen Kräfte aus Anziehung und Abstoßung wirkten so lange bei der Entwicklung des Sonnensystems, bis das derzeit bekannte Verhältnis vom Gleichgewicht unter der Materie hergestellt war.

Kant dachte sich weiterhin, dass alle Fixsternsysteme, also die Milchstraße und sonstige Galaxien, in starker Vergrößerung die Entwicklung des Sonnensystems zeigen. Das bedeutete, dass Planetensysteme und Sterne in regelmäßigen Zeiträumen aus einem Urnebel geboren und wieder zerstört werden.

Für Kants Zeit war dies eine gewagte, damals völlig unbewiesene Hypothese. Heutige Forschungen zeigen, wie nah der Wissenschaftler damit allen derzeit bekannten Tatsachen von den Zusammenhängen des Universums kam. In der Kosmogonie wird sein Werk auch ganz aktuell für Simulationen, Testreihen und Berechnungen verwendet.

Nebularhypothese nach Laplace

»Exposition du systeme du monde« (Darstellung des Weltsystems) ist eine fünfbändige Abhandlung des französischen Mathematikers und Astronomen Pierre-Simon Laplace aus dem Jahr 1796.

Nach seinen Annahmen existierte bereits lange vor der Entwicklung des Sonnensystems ein Stern, der sich immer stärker erhitzte. Schließlich lösten sich Gasnebel von der Oberfläche des Gestirns, verdichteten sich zu Planeten und begannen, nach dem Kantschen Gleichgewichtsprinzip die Sonne zu umkreisen.

Beide Theorien dienten späteren Astronomen für ihre Forschungen. In beiden entwickelten Hypothesen finden sich beweisbare Ansätze, doch zugleich Differenzen zu derzeitigen Beobachtungen. Dennoch fasst die Kosmogonie unserer Tage die Theorien beider Zeitgenossen als »Kant-Laplace-Theorie« zusammen.

Offene Fragen über unser Sonnensystem

Seit der erste Mensch seine Beobachtungen des Himmels niederschrieb und auswertete, versucht jeder weitere Forscher, die Ergebnisse zu prüfen, Widersprüche durch neuere Auswertungen zu erklären oder dem Erstentdecker einen rechnerischen Irrtum nachzuweisen.

Doch der Astronomie scheint es wie dem Weltall selbst zu ergehen: Jede neue Erkenntnis wirft 10 neue Fragen auf. Scheint ein Problem erklärt, widerlegt eine Entdeckung, die es eigentlich nicht geben kann, die Plausibilität. Auch heute gibt uns unser eigenes Sonnensystem weiterhin nicht gelöste Rätsel auf.

Daneben sind populäre Fragen wie “Wie oft passt die Erde in die Sonne?” oft ganz anschaulich zu erklären.

Rätsel um die Entstehung unserer Planeten

Die Entstehung der Planeten scheint tatsächlich so stattgefunden zu haben, wie es Astromodelle veranschaulichen. Die Aussage »scheint« konnte noch nicht durch ein sicheres »Ist« ersetzt werden. Denn nach unserer Theorie von der Entstehung des Sonnensystems dürfte es einige frisch entdeckte Exoplaneten weder nach ihrer Gestalt noch nach ihrem Sternenumlauf geben.

Noch immer fragen sich die Astronomen, wieso die Sonne fast alle Masse des Sonnensystems besitzt, jedoch nur ca. 0,5 % des Drehimpulses. Wieso ist dieser Impuls als Bahndrehimpuls auf die Planeten verteilt?

Möglicherweise kann diese Frage in naher Zukunft beantwortet werden. In einigen Lichtjahren Entfernung wurden ähnliche Einzelsternsysteme entdeckt. Jedoch steht dort die Entdeckung wichtiger, nämlich terrestrischer Planeten noch aus. Aufgrund der Entfernung können bisher nur die entdeckten Gasriesen und die vermuteten Bahnen kleinerer Sternbegleiter ausgewertet werden.

Auch »darf« die Äquatorebene der Sonne sich nicht um die 7° gegen die mittleren Bahnebenen der Planeten neigen, weil sie – nach unserem Wissensstand – viel zu schwer dafür ist. Wieder sind bisherige Erklärungsversuche nur Hypothesen.

So könnte in den jungen Sonnenjahren ein Zwergstern in unserem Sonnensystem das Zentralgestirn begleitet und dabei beeinflusst haben. Oder ein Nachbarstern vom ursprünglichen Sternhaufen »besuchte« und kippte dabei nicht die Sonne, sondern die protoplanetare Scheibe um die genannten 7°.

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Faszinierende Monde im Sonnensystem

Neben den Planeten unseres Sonnensystems gibt es eine Vielzahl faszinierender Monde, die ihre jeweiligen Planeten umkreisen. Einige dieser Monde sind für ihre einzigartigen Eigenschaften und Entdeckungen bekannt:

  1. Ganymed: Der größte Mond im Sonnensystem gehört zum Planeten Jupiter und ist sogar größer als der Planet Merkur. Ganymed hat eine dünne Atmosphäre und eine eisige Oberfläche, unter der möglicherweise ein Ozean aus flüssigem Wasser existiert.
  2. Titan: Der größte Mond des Saturns ist Titan. Er besitzt eine dichte Atmosphäre und ist der einzige bekannte Mond mit stehenden Flüssigkeiten auf seiner Oberfläche. Es wird vermutet, dass es auf Titan Seen und Flüsse aus flüssigem Methan und Ethan gibt.
  3. Enceladus: Ein weiterer Mond des Saturns, Enceladus, hat Forscher mit seinen Eisfontänen überrascht, die aus seinem Inneren ins All geschleudert werden. Diese Entdeckung lässt darauf schließen, dass Enceladus einen unterirdischen Ozean besitzt, der möglicherweise Lebensformen beherbergen könnte.
  4. Europa: Ein Mond des Jupiter, Europa, ist ebenfalls für sein Eis bekannt. Unter der Eiskruste wird ein weiterer Ozean aus flüssigem Wasser vermutet, der als möglicher Lebensraum für außerirdische Organismen gilt.

Leben im Sonnensystem – Die Suche nach außerirdischem Leben

Eine der faszinierendsten Fragen der Wissenschaft ist die nach außerirdischem Leben im Sonnensystem. Astronomen suchen nach Anzeichen von Leben oder Bedingungen, die Leben ermöglichen könnten. Mögliche Kandidaten für Leben im Sonnensystem sind:

  1. Mars: Der rote Planet hat bereits seit Jahrzehnten das Interesse der Wissenschaftler geweckt. Es gibt Hinweise auf ehemaliges fließendes Wasser auf der Oberfläche und gefrorenes Wasser im Untergrund, was darauf hindeutet, dass Mars einst lebensfreundlicher gewesen sein könnte.
  2. Europa: Der bereits erwähnte Jupitermond Europa könnte unter seiner eisigen Oberfläche einen Ozean aus flüssigem Wasser besitzen, der ein potenzielles Umfeld für Leben bietet.
  3. Enceladus: Auch der Saturnmond Enceladus mit seinen unterirdischen Ozeanen und Eisfontänen könnte Lebensformen beherbergen.
  4. Titan: Trotz der extremen Kälte und der ungewöhnlichen Chemie auf Titan, dem größten Saturnmond, könnten dort alternative Lebensformen existieren, die auf Methan und Ethan basieren.

Raumsonden und Missionen zur Erforschung des Sonnensystems

Die Erforschung des Sonnensystems wurde durch zahlreiche Raumsonden und Missionen ermöglicht, die wertvolle Daten und Bilder von Planeten, Monden und anderen Himmelskörpern sammeln. Einige bemerkenswerte Missionen sind:

  1. Voyager-Sonden: Die Voyager 1 und 2 wurden 1977 gestartet und sind die am weitesten entfernten menschengemachten Objekte im Raum.
  2. Cassini-Huygens: Die Cassini-Huygens-Mission wurde 1997 gestartet und untersuchte den Planeten Saturn und seine Monde, insbesondere Titan und Enceladus. Die Mission endete 2017, als die Raumsonde Cassini absichtlich in die Saturnatmosphäre gesteuert wurde.
  3. Mars-Rover: Seit 1997 wurden mehrere Rover auf die Marsoberfläche geschickt, darunter Sojourner, Spirit, Opportunity, Curiosity und Perseverance. Diese Rover haben wichtige Informationen über die Geologie, Atmosphäre und mögliche Lebensbedingungen auf dem Mars gesammelt.
  4. Juno: Die Juno-Mission wurde 2011 gestartet und erreichte Jupiter im Jahr 2016. Juno untersucht die Atmosphäre, Magnetosphäre und das Innere des Gasriesen, um mehr über dessen Entstehung und Entwicklung zu erfahren.
  5. New Horizons: Die New Horizons-Mission wurde 2006 gestartet und flog 2015 am Zwergplaneten Pluto vorbei, lieferte atemberaubende Bilder und Daten über seine Oberfläche und Atmosphäre. Später flog die Sonde am Kuipergürtel-Objekt Arrokoth vorbei und untersuchte dessen Geologie und Zusammensetzung.

Die Zukunft der Erforschung des Sonnensystems

Die Erforschung unseres Sonnensystems ist noch lange nicht abgeschlossen. Zukünftige Missionen werden unser Wissen über Planeten, Monde und andere Himmelskörper weiter erweitern. Einige geplante und vorgeschlagene Missionen sind:

  1. Europa Clipper: Eine geplante NASA-Mission zur Untersuchung des Jupitermonds Europa. Die Mission wird darauf abzielen, mehr über den vermuteten unterirdischen Ozean und die Eignung des Mondes für Leben zu erfahren.
  2. Dragonfly: Eine geplante NASA-Mission, die eine Drohne zum Saturnmond Titan schicken soll, um dessen Oberfläche, Atmosphäre und mögliche Lebensbedingungen zu untersuchen.
  3. Mars Sample Return: Eine gemeinsame Mission von NASA und ESA, die darauf abzielt, Proben von der Marsoberfläche zurück zur Erde zu bringen, um sie genauer zu analysieren.
  4. BepiColombo: Eine aktuelle Mission der ESA und JAXA, die den Planeten Merkur erforscht. Die Raumsonde BepiColombo wurde 2018 gestartet und soll 2025 in die Umlaufbahn des Planeten eintreten, um dessen Geologie, Magnetfeld und Atmosphäre zu untersuchen.
  5. Artemis-Programm: Ein bemanntes Raumfahrtprogramm der NASA, das darauf abzielt, Astronauten auf die Mondoberfläche zurückzubringen und langfristige bemannte Missionen auf dem Mond zu ermöglichen.

All diese Missionen und zukünftige Entdeckungen werden unser Verständnis des Sonnensystems weiter vertiefen und möglicherweise neue Fragen und Rätsel aufwerfen. Die Erforschung unseres Sonnensystems bleibt ein spannendes und inspirierendes Unterfangen für Wissenschaftler und Raumfahrtbegeisterte gleichermaßen.

Einordnung unseres Sonnensystems im Vergleich zu entdeckten Exoplaneten-Systemen

Seit der Entdeckung des ersten Exoplaneten, der einen sonnenähnlichen Stern umkreist, im Jahr 1995 haben Astronomen tausende von Exoplaneten in verschiedenen Sternensystemen identifiziert. Diese Entdeckungen haben unser Verständnis von Planetensystemen erweitert und ermöglichen einen Vergleich zwischen unserem Sonnensystem und den entdeckten Exoplaneten-Systemen.

  1. Unterschiede in der Planetenzusammensetzung: Im Gegensatz zu unserem Sonnensystem, das aus vier terrestrischen Planeten (Merkur, Venus, Erde und Mars) und vier Gasriesen (Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun) besteht, beinhalten viele Exoplaneten-Systeme sogenannte “Super-Erden” und “Mini-Neptunen”. Diese Planeten sind größer als die Erde, aber kleiner als die Gasriesen in unserem Sonnensystem. Deren Zusammensetzung und Struktur unterscheiden sich möglicherweise von den Planeten, die wir kennen.
  2. Unterschiede in der Planetenanordnung: Während in unserem Sonnensystem die terrestrischen Planeten näher an der Sonne und die Gasriesen weiter entfernt liegen, gibt es bei vielen Exoplaneten-Systemen keine solche klare Trennung. In einigen Systemen wurden Gasriesen in der Nähe ihres Zentralsterns entdeckt, was als “Hot Jupiters” bezeichnet wird. Diese ungewöhnlichen Anordnungen werfen Fragen über die Entstehung und Entwicklung von Planetensystemen auf.
  3. Unterschiede in der Umlaufbahn: Die Umlaufbahnen der Planeten in unserem Sonnensystem sind relativ kreisförmig und in einer gemeinsamen Ebene angeordnet. Bei einigen Exoplaneten-Systemen wurden jedoch stark elliptische Umlaufbahnen und unterschiedliche Bahnebenen beobachtet, was darauf hindeutet, dass die Dynamik dieser Systeme komplexer sein könnte als die in unserem Sonnensystem.
  4. Unterschiede in der Sternentwicklung: Unser Sonnensystem wird von einer einzelnen G-Typ-Hauptreihenstern, der Sonne, dominiert. Viele der entdeckten Exoplaneten umkreisen jedoch andere Sterntypen, wie Rote Zwerge oder sonnenähnliche Sterne in verschiedenen Entwicklungsstadien. Die unterschiedlichen Eigenschaften dieser Sterne beeinflussen die Lebensbedingungen auf den umkreisenden Planeten und könnten das Vorhandensein von Leben beeinflussen.

Die Erforschung von Exoplaneten-Systemen erweitert unser Wissen über die Vielfalt und Komplexität von Planetensystemen im Universum. Die Unterschiede zwischen unserem Sonnensystem und den entdeckten Exoplaneten-Systemen geben Astronomen wertvolle Einblicke in die Entstehung und Entwicklung von Planeten und ermöglichen es uns, unser Verständnis von unserem Platz im Kosmos weiter zu vertiefen.


Quellen

  1. Beinahegut, Das Sonnensystem, CC BY-SA 4.0, entnommen 09.02.2020
  2. SPIEGEL ONLINE, 30.12.2019: komplexes System