Merkur

Steckbrief Merkur

  • Gesteinsplanet und erster Planet im Sonnensystem
  • Keine Monde bekannt
  • Nachbarplaneten: Venus
  • Durchmesser: 4.879 km
  • Masse und Volumen (i.V. zur Erde) 0,05
  • Alter: ca. 4,5 Mrd. Jahre
  • Mittlere Oberflächentemperatur: +170°C
  • Atmosphäre: Sauerstoff (40%), Natrium (30%), Wasserstoff (20%), Helium (5%)
  • Häufigste Elemente: Silizium, Eisen, Nickel
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Als erster der acht anerkannten Planeten unseres Sonnensystems umkreist der Merkur die Sonne. Dabei umläuft er die Sonne so unstet und schnell, dass er von antiken Forschern zum Stern des Wüstengottes Seth ernannt wurde, dessen Natur Chaos und Verderben verheißt. Spätere Mythologen bestimmten ihn zur Gottheit der Händler, Diebe und Wegelagerer.

Was ist Merkur?

Der Merkur ist er innerste der terrestrischen Planeten. So, wie Merkurs Bewegung im All unstet und exzentrisch verläuft, so unwirtlich und schwankend ist auch das Klima auf seiner Oberfläche. Heiße Tage (+ 430° C) und eisige Nächte (-170° C) bedeuten Rekordunterschiede im Wetterverhalten und – nach bisherigem Stand astronomischer Hypothesen – eine denkbar lebensfeindliche Umgebung. Jahreszeiten, wie wir sie kennen, existieren zwar, bilden sich jedoch aus seiner typischen Periheldrehung (Rosettenumlaufbahn).

Zudem ist das Merkurjahr mit 88 Tagen das kürzeste aller Planeten des Sonnensystems. Seine Eigenrotationszeit entspricht mit 58,65 tagen circa ⅔ der Umlaufzeit um die Sonne. Früher wurde angenommen, dass die Eigenrotationzeit der Umlaufzeit um die Sonne entspricht und damit eine gebundene Rotation ähnlich wie bei Erde und Mond vorliegt. Radarmessungen konnte dies jedoch wiederlegen.

Wie ist Planet Merkur aufgebaut?

Bei Merkur handelt es sich um einen Gesteinsplaneten ohne Mond. Er besitzt ein überdurchschnittliches Durchmesser-Dichte-Verhältnis, das dem der viel größeren Erde entspricht. Zurückzuführen ist dies auf einen sehr großen Eisenanteil im Kern.

Merkur besitzt trotz seiner geringen Eigenrotation ein globales Magnetfeld. Aufgrund seiner geringen Masse und geringen Abstandes zur Sonde besitzt Merkur nur eine sehr dünne Atmosphäre. Dadurch ist seine Oberfläche ungeschützt und Meteoriten können ungebremst auf ihn einschlagen. Seine Oberfläche ist mit Kratern, Rillen und Furchen übersät. Seine geringe Rückstrahleigenschaft (Albedo) lässt auf dunkles Gestein an der Oberfläche schließen.

Wann wurde der Planet entdeckt?

Der Planet Merkur wurde schon im Altertum vom griechischen Philosophen Ptolemäus beschrieben. Seine Vorstellung, insbesondere der Größe, wich jedoch stark von der Realität ab. Pierre Gassendi konnte im 17. Jahrhundert aus einem Merkurtransit schlussfolgern, dass die Größe des Merkurs nicht wie von Ptolemäus geschätzt nicht 1/15 des Sonnendurchmessers betrug sondern um ein vielfaches kleiner war.

Was ist eine Mini-Sonnenfinsternis (Merkur-Transit)?

Unter einer im Volksmund bekannten “Mini-Sonnenfinsternis” wird eine Bedeckung der Sonne durch einen kleineren Planeten verstanden. In Frage kommen nur der Merkur und die Venus.

Alle 13 Jahre finden zwei Merkurtransits statt, in denen sich der Planet von uns aus gesehen vor der Sonne vorbei schiebt.

Die Erforschung des Merkurs

Schon die Sumerer beobachteten 3000 Jahre vor Christus den »Winzling«. 1639 machte die Planetenforschung einen gewaltigen Sprung nach vorn. Teleskope ermöglichten nun genauere Ansichten von den Planeten des Sonnensystems. Der italienische Astronom Zupi entdeckte die Phasen des Merkur (ähnlich den Mondphasen) und wies damit nach, dass dieser um die Sonne  kreist. Die alten Griechen hatten dies vermutet, doch ohne die richtige Technik nicht beweisen können.

Der deutsche Astronom Schröter zeichnete zu Beginn des 19. Jahrhunderts eher skizzenartige Karten von diesem Planeten des Sonnensystems. 1881, 1934  und 1972 entstanden unter Schiaparelli, Lowell, Antoniadi und Dollfus genauere Planetenkarten. Allen Verzeichnissen ist eines gemeinsam: Merkur erhielt einen Nullmeridian sowie Längen- und Breitengrade als Koordinatensystem, wie wir es von der Erde kennen.

Merkur wenig »gastfreundlich«

Wegen seiner Sonnennähe eignen sich nur wenige Forschungsbemühungen zur genaueren Untersuchung dieses sonnennächsten Planeten des Sonnensystems. Moderne Technik übersteht nicht die hohen Temperaturen, die intensive Sonnenstrahlung oder gar Teilchen des Sonnenwindes in der Umgebung von Merkur. Außerdem verhindert der Bahndrehimpuls einer möglichen Merkursonde eine Bewegung auf die Sonne zu, weshalb der Planetenanflug nur über eine umständliche »Hohmannbahn« erfolgen kann.

Die erste erfolgreiche Nahbetrachtung startete die NASA-Sonde Mariner 10 per »Swing-by-Manöver« über einen Venusanflug. Ein Irrtum in den technischen Vorberechnungen bescherte den Wissenschaftlern hierbei gleich drei tatsächliche statt eine vorgesehene Begegnung mit dem innersten Planeten des Sonnensystems. Mariner 10 lieferte 1974 und 1975 Bilder von zwei sehr nahen und einem weiter entfernten Vorbeiflug, was herkömmliche sowie Infrarot- und UV-Licht-Untersuchungen des Merkur ermöglichte. Dabei wurde ein flüssiger Planetenkern entdeckt. Für solch kleine Himmelskörper gilt dies bisher als wissenschaftlich ungewöhnlich.

 10 Jahre später startete die zweite NASA Raumsonde, Messenger, um über diesen Planeten des Sonnensystems bessere Studiendaten zu liefern. 2008 flog sie in einigem Abstand vorbei und lieferte über 1.000 Bilder des heißen »Winzlings« sowie weitere Planetendaten. Erst im März 2011 kam die Sonde ihrem Ziel nahe genug und schwenkte in die vorgesehene Umlaufbahn um Merkur ein. Das Ende der Mission ist für März 2012 vorgesehen und bedeutet gleichzeitig das Ende der Raumsonde. Nach Abschluss der Aufzeichnungen soll sie auf den Planeten nieder stürzen.

Wie kann ich Merkur beobachten?

Beobachtungen des Merkur sind in Mitteleuropa nicht möglich. Versuche, ihn in Horizontnähe zu beobachten, gelingen mit bloßem Auge zur Zeit der Abend- oder Morgendämmerung. Zu erkennen ist ein orangefarbenes Pünktchen. Tagbeobachtungen mit Teleskopen sind ungenau, da die Erdatmosphäre sein Licht größtenteils bricht und absorbiert. Fernrohre von 20 – 20 cm Öffnung liefern dagegen nennenswerte Ergebnisse. Merkur kreuzt während mehrerer Umläufe die Bahnen anderer Planeten des Sonnensystems in »Merkurtransits«. Alle 13 Jahre überholt seine Bahn die Umlaufbahn der Erde vor der Sonne.