Wer die Milchstraße fotografieren will, ist nicht alleine. Beim Blick in den Nachthimmel werden viele von uns mit tiefer Ehrfurcht berührt. Diesen Moment festzuhalten, ist das Ziel bei der Milchstraßenfotografie.

Milchstraße fotografieren Ratgeber

Die Milchstraße ist unsere Heimatgalaxie und umfasst das gesamte Sonnensystem. Es ist ein Band aus Milliarden von Sternen, das am Nachthimmel von der Erde aus wie ein mit Milch gezogener Pinselstrich erscheint.

Die Milchstraße bedeckt einen Blickwinkel von 360°, ist jedoch aufgrund der Lichtverschmutzung der Ballungszentren unseres Planeten nur schwer zu sehen und zu fotografieren. Über 80% der Bevölkerung hat die Milchstraße noch nie mit eigenen Augen gesehen.

Wie gelingt eine gute Astrofotografie unserer Heimat-Galaxie?

Milchstraße fotografieren
Landschaft und Milchstraße (Fotograf: Mehmet Ergün)
Kamera: Nikon D850 Astrokamera (Gekühlt), Objektiv: Samyang 24mm f1.4*, Montierung: Fornax Lightrack II

Das Wichtigste in Kürze

  • Milchstraßenfotografie ist das Fotografieren der Milchstraße, unserer Galaxie, am Nachthimmel.
  • Es ist am besten, an einem Ort mit wenig Lichtverschmutzung und in einer klaren Nacht ohne Mond zu fotografieren.
  • Eine Kamera mit manuellen Einstellungen und einem Weitwinkelobjektiv wird empfohlen.
  • Eine Stativ ist unerlässlich, um Verwacklungen zu vermeiden.
  • Um die Milchstraße scharf zu fotografieren, sollte man eine hohe ISO-Empfindlichkeit und eine lange Belichtungszeit verwenden.
  • Ein Fernauslöser kann helfen, Verwacklungen bei der Auslösung zu minimieren.
  • Es ist wichtig, den Fokus manuell einzustellen und möglicherweise den manuellen Weißabgleich zu verwenden.
  • Eine Bildbearbeitungssoftware wie Lightroom oder Photoshop kann verwendet werden, um das Bild zu optimieren und Farbkorrekturen vorzunehmen.

Wo und wann fotografiert man besten?

Es gibt einige Orte auf der Welt, an denen man den beeindruckenden Sternenhimmel am besten sehen kann, wie zum Beispiel auf den Kanareninseln La Palma und Teneriffa. Für Einsteiger in der Sternenfotografie ist es jedoch ratsam, sich für einen guten Blick auf die Milchstraße von der Zivilisation entfernen zu müssen.

Lichtverschmutzung
Lichtverschmutzung entsteht durch künstliche Lichtquellen

Bevor man jedoch ziellos umherwandert, sollte man eine Lichtverschmutzungskarte verwenden, um Orte aufzusuchen, die mindestens der Klasse 4 entsprechen. Es ist auch wichtig, dass der gewählte Standort keine größere Stadt in der Nähe hat, da das Licht auch aus einer Entfernung von 10 Kilometern beeinträchtigen kann.

Natürliche Ursachen wie das Mondlicht können die Aufnahme beeinträchtigen, daher lohnt es sich, zwischen März und Ende September und während der Tage um Neumond die Ausrüstung zu nutzen und Richtung Milchstraße zu marschieren.

Um die Position der Sterne, Planeten und der Milchstraße zu finden, kann man Programme wie Stellarium oder Apps wie Planitpro oder Photopills verwenden. Es ist auch wichtig, das Wetter genau im Blick zu behalten und nur bei klarem Himmel zu arbeiten.

Mit welcher Kamera die Milchstraße fotografieren?

Es wird oft gefragt, welche Kamera für die Fotografie des Sternenhimmels und der Milchstraße am besten geeignet ist. Die kurze Antwort lautet: Eine Kamera mit einem Vollformat-Sensor ermöglicht es einfacher beeindruckende Bilder des Sternenhimmels zu erzielen. Grundsätzlich kann jedoch jede Kamera genutzt werden, die manuelle Belichtungseinstellungen zulässt.

Astrokamera
Dezidierte Astrokameras sind teuer und oft nicht geeignet, zur Milchstraßen-Fotografie

Die ausführliche Antwort zeigt, dass Kameras mit modernen Sensoren und einer hohen Sensorgröße am besten geeignet sind, um die Milchstraße und Sterne zu fotografieren. Eine Sensorgröße von mindestens MFT, besser APS-C und am besten Vollformat ist empfehlenswert. Kameras mit einem guten Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten eignen sich besonders gut.

Milchstraße fotografieren
DSLR sind kompakt, transportable und benötigen keine eigene Stromversorgung. Sie sind für die Milchstraßenfotografie gut geeignet, gerade für Einsteiger

Ältere und günstigere Kameras mit kleinen Sensoren sind in der Regel nicht optimal, da sie bei der Fotografie von Sternen und der Milchstraße schnell an ihre Grenzen in Bezug auf Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten kommen. Es ist jedoch auch möglich, eine ältere Kamera mit geeignetem Rauschverhalten, wie die Canon EOS 6D, zu verwenden.

Wie bereits erwähnt, ist die Fotografie der Milchstraße auch mit Kameras mit APS-C- oder MFT-Sensoren möglich, und sogar einige Anfängerkameras können respektable Ergebnisse liefern.

Mit welchen Objektiven die Milchstraße fotografieren?

Um ein beeindruckendes Foto der Milchstraße zu machen, empfiehlt es sich, ein Weitwinkelobjektiv mit einer Lichtstärke von mindestens f/2.8 zu verwenden. Für eine noch bessere Darstellung der Details der Milchstraße ist es wichtig, ein Objektiv mit einer höheren Lichtstärke zu verwenden.

Ein Kit-Objektiv, das bei den meisten DSLRs mitgeliefert wird, kann für den Einstieg in die Milchstraßenfotografie genutzt werden. Wenn man jedoch ernsthaft in die Astrofotografie einsteigen möchte, ist ein spezielles Objektiv empfehlenswert.

Objektiv Milchstraße fotografieren
Geeignetes Objektiv: Objektiv: Samyang 24mm f1.4*

Idealerweise sollte das Objektiv eine Brennweite zwischen 20mm-24mm (Vollformat) oder 14mm-20mm (APS-C) haben, da diese Weitwinkelobjektive unkomplizierter zu handhaben sind und detailreichere Aufnahmen ermöglichen.

Objektive mit längeren Brennweiten sind nur in Kombination mit einer Nachführung sinnvoll und engen den anvisierten Himmelsausschnitt ein. Das ist gewünscht bei Detailaufnahmen, zum Beispiel, wenn du den Mond fotografieren willst.

Allerdings sind extrem lichtstarke Objektive mit einer Blende von f/1.4 aufgrund ihrer Konstruktion und hohen Anzahl an Linsengruppen sehr teuer.

Weitere sinnvolle Ausrüstung für die Milchstraßenfotografie

Es gibt eine ganze Reihe von Ausrüstungsgegenständen, mit denen du bessere Ergebnisse bekommst beim Milchstraße fotografieren.

Milchstraße fotografieren nur mit Stativ

Stabile, wetterfeste und sehr belastbare Stativsysteme sind ideal für die Fotografie der Milchstraße, da sie unempfindlich gegenüber äußeren Einflüssen sind und lange Belichtungszeiten erlauben. Selbst die kleinste Erschütterung, wie sie durch versehentliches Berühren oder einen Windstoß verursacht wird, kann das gesamte Bild ruinieren.

Filter

Um die verbleibende Lichtverschmutzung an einem Standort während der Astrofotografie zu reduzieren, kann ein spezieller Filter gegen Lichtverschmutzung eingesetzt werden.

Dieser Filter reduziert gezielt Wellenlängen im Gelb- und Orangebereich, um das natürliche Blau des Nachthimmels wiederherzustellen und dadurch eine höhere Bildqualität zu erreichen.

Durch den Einsatz dieses Filters werden auch stärkere Kontraste zwischen den Objekten am Nachthimmel erzeugt.

Milchstraße fotografieren mit Fernauslöser

Ein Fernauslöser ist ein absolutes Muss, um Verwacklungen zu verhindern. Eine Alternative ist eine Timer-Auslösung der Belichtung.

Stirnlampe und warme Kleidung

Klingt offensichtlich, soll aber nochmal ausdrücklich erwähnt werden. Der Aufnahmeprozess geht oft länger als man glaubt. Dabei steht man dann oft in der Kälte. Deswegen sind warme Kleidung und eine Thermoskanne mit einem Heißgetränk sehr zu empfehlen, auch um die Feinmotorik der Finger zu erhalten.

Eine Stirnlampe, vorzugsweise mit Rotlicht, sorgt dafür, dass du alle Einstellungen und Anpassung am Setup sicher durchführen kannst, ohne deine Dunkeladaption allzu stark zu schwächen.

Kamera-Einstellung für die Milchstraßenfotografie

  1. ☑️Empfehlenswert für die Sternen- und Milchstraßenfotografie ist der M-Modus mit manueller Belichtungskontrolle.
  2. ☑️Ein Stativ und ein Fernauslöser sind empfehlenswert.
  3. ☑️Ein Weitwinkelobjektiv mit Blendenöffnung von mindestens f/2.8 und einem Brennweitenbereich von 14-24mm (Vollformat-Sensor) bzw. 10-16mm (APS-C-Sensor) ist empfehlenswert.
  4. ☑️Deaktiviere den Bildstabilisator am Objektiv oder in der Kamera, wenn du ein Stativ verwendest.
  5. ☑️Fokussiere manuell auf die Sterne und deaktiviere den Autofokus.
  6. ☑️Suche am Nachthimmel einen hellen Stern oder Planeten und richte Kamera und Objektiv darauf aus.
  7. ☑️Aktiviere den LiveView auf dem Display und zoome in den LiveView hinein.
  8. ☑️Stelle den Stern durch feine Justagen in kleinen Schritten nach und nach perfekt scharf.
  9. ☑️Kontrolliere die Schärfe durch eine Probeaufnahme und zoome in das Bild hinein.
  10. ☑️Verwende ISO-Werte von 3200 (APS-C) oder sogar 6400 bis 8000 (Vollformat) für beste Ergebnisse bei gleichzeitig weit geöffneter Blende.
  11. ☑️Die Belichtungszeit sollte i.d.R. zwischen 20 und 25 Sekunden liegen, da die Belichtungszeit durch die Erdrotation begrenzt wird.
  12. ☑️Kontrolliere regelmäßig, ob die Sterne noch scharf abgebildet werden, insbesondere bei großen Temperaturveränderungen im Verlauf der Nacht.

Tipps zur Bildbearbeitung

Hier ein paar Tipps, damit deine Aufnahme zu einem tollen Bild wird:

  1. RAW-Format: Stelle sicher, dass deine Kamera im RAW-Format aufnimmt, indem du in den Kameraeinstellungen RAW als Dateiformat auswählst. RAW-Bilder bieten eine größere Farbtiefe und mehr Bearbeitungsmöglichkeiten.
  2. Stacking: Nimm mindestens 10-20 Aufnahmen der Milchstraße auf, um ein gutes Signal-Rausch-Verhältnis zu erreichen. In der Stacking-Software wähle die beste Aufnahme als Referenzbild aus und lasse die Software automatisch die übrigen Bilder darauf ausrichten und stapeln.
  3. Bildbearbeitungssoftware: Importiere das gestapelte Bild in deine bevorzugte Bildbearbeitungssoftware und arbeite mit Ebenen, um verschiedene Anpassungen vorzunehmen und diese gegebenenfalls selektiv anzuwenden.
  4. Farbbalance: Verwende den Weißabgleichs-Pipette, um auf einen neutralen Bereich im Bild zu klicken (z. B. ein mittelgrauer Bereich), um einen realistischen Weißabgleich zu erzielen. Alternativ kannst du auch manuell die Farbtemperatur und den Farbton einstellen, bis das Bild natürlich aussieht.
  5. Helligkeit und Kontrast: Erstelle eine Anpassungsebene für “Levels” oder “Curves”. Ziehe den schwarzen Punkt im Histogramm nach rechts, um den Hintergrund abzudunkeln, und den weißen Punkt nach links, um die Milchstraße heller zu machen. Achte darauf, dass keine Details verloren gehen.
  6. Sättigung und Tonwertkorrektur: Erstelle eine Anpassungsebene für “Hue/Saturation”. Erhöhe die Sättigung vorsichtig um etwa 10-30%, um die Farben der Sterne und Gaswolken zu betonen. Achte darauf, es nicht zu übertreiben, um ein unnatürliches Aussehen zu vermeiden.
  7. Rauschreduzierung: Verwende ein Rauschreduzierungswerkzeug wie “Reduce Noise” in Photoshop oder “Denoise” in Affinity Photo. Experimentiere mit den Einstellungen, um das Rauschen zu reduzieren, ohne die Details der Milchstraße zu beeinträchtigen. Eine Rauschreduzierung von etwa 30-50% ist ein guter Ausgangspunkt.
  8. Schärfen: Wende ein Schärfungswerkzeug wie “Unsharp Mask” oder “High Pass” an. Für die “Unsharp Mask” könntest du mit Werten wie Radius: 1-2