Ein Okular ist der Teil eines optischen Systems, welcher sich auf der Seite des Auges befindet. Auf der Gegenseite, in Richtung des betrachteten Objekts, befindet sich das Objektiv. Durch die Wahl eines Okulars mit bestimmter Brennweite wird die Vergrößerung des Teleskops bestimmt. Aus diesem Grund gehört zu einem Teleskop-Kauf als Zubehör ein wertiger Satz aus 3-4 Okularen.
Was ist ein Okular am Teleskop?
Ein Okular ist der augenseite Teil eines Teleskops. Das, was die meisten Menschen unter einem Teleskop verstehen, ist das Objektiv. Das Objektiv erzeugt ein kleines Bild eines entfernten Objekts und wird durch das Okular so vergrößert, dass ein sichtbares Bild auf unserer Netzhaut entsteht.
Je nach Konstruktion des Okulars ist das sogenannte Eigengesichtsfeld unterschiedlich groß. Bei Okularen mit weniger als 40° Gesichtsfeld entsteht der Eindruck, man blicke in einen Tunnel. Beträgt das Eigengesichtsfeld mehr als 65°, kann das Gesichtsfeld nicht mehr mit einem Blick betrachtet werden. Man spricht dann von Weitwinkelokularen. Mit diesen Okularen erlebt man einen “Space-Walk-Effekt”.
Die meisten Okulare sind sehr werthaltig, weil sie für jeden Teleskoptyp verwendet werden können. Daher lohnt sich hier die Anschaffung von hochwertigen Okularen, denn die Okulare können weiterverwendet werden, sollte man sein Teleskop durch ein anderes ersetzten oder ein anderen Teleskoptyp zusätzlich anschaffen.
Homofokale Okulare
Homofokale Okulare sind Okularsätze, die nacheinander ohne Nachstellen am Fokussierrad des Teleskops aufgesteckt werden können. Der Vorteil ist, dass gerade bei hohen Vergrößerungen keine Verwacklungen entstehen, da nicht fokussiert werden muss.
Long-View (LV-) Okulare
Das Einblickverhalten in ein Okular beschreibt, wie nah das Auge ans Okular muss, um das erzeugte Bild zu sehen. Besonders bei kurzbrennweitigen Okularen, die entsprechend hohe Vergrößerungen erzeugen, kann das sehr unkomfortabel sein.
Noch größere Probleme haben Brillenträger. Um das Einblickverhalten des Okulars zu verbessern, haben LV-Okulare eine Zerstreuungslinse (Barlow-Linse) eingebaut, welche die Objektivbrennweite verlängert. Sie lassen damit einen deutlich größeren Augenabstand zu.
LV-Okulare sind vor allem für Okulare mit sehr kurzer Brennweite eine sinnvolle Alternative.
Du willst dein erstes Teleskop kaufen? Hier der Quickcheck.
Bestandteile eines Okulars
Ein Okular besteht aus mehreren technischen Komponenten. Im Zusammenspiel vergrößern sie das vom Objektiv erzeugte Bild wie eine Lupe.
Bestandteile:
Okulardurchmesser: 2″ vs. 1,25″
Okulare mit einem Steckdurchmesser von 2″ können nur an entsprechend großen Okularauszügen angebracht werden. 1,25″ Okulare können durch einen Adapter allerdings an einem 2″ Okularauszug aufgesetzt werden.
Der Vorteil von 2″ Okularen ist das große Gesichtsfeld, das besonders bei mittleren und langen Okularbrennweiten sowie großer Öffnung des Teleskops zur Geltung kommt.
Der Nachteil liegt in den höheren Kosten für gute 2″ Okulare.
Gesichtsfeld
Das menschliche Auge überblickt circa 65° ohne sich bewegen zu müssen.
Das Gesichtsfeld eines Okulars hängt von seiner Brennweite und Feldblende ab.
Der Vorteil von Okularen mit großem Gesichtsfeld (Weitwinkelokulare) ist eine fantastisches Seherlebnis. Die Ränder des Bildausschnitts werden vom Auge nicht mehr wahrgenommen. Man taucht mit seinem Blickfeld ins Weltall ein. Besonders stark ist dieser Effekt an lichtstarken Teleskopen und bei Verwendung eines Binokular-Aufsatzes.
Besonders eindrucksvoll ist die Beobachtung von flächigen Deep-Sky Objekten.
Okulartypen
Die verschiedenen Konstruktionstypen von Okularen unterscheiden sich primär in der Art und Anzahl der verbauten Linsen.
Typ | Linsen | Gesichtsfeld | Beschreibung |
Huygens | 2 | 40° | Preisgünstiges Okular in einfachen Geräten. |
Kellner | 3 | 40° | Augenseitiges Linsenpaar ist verkittet und reduziert so den Farbfehler. Einfaches Grundokular in vielen Teleskopen. |
Ortho- skopisch | 4 | 40° | 3 verkittete Linsen reduzieren die Bildfehler weiter und machen das System “richtig sehend” (orthoskopisch). |
Plössl | 4 | 50° | Zwei verkittetete Linsenpaare reduzieren die Farbfehler vollständig. Standardokular in der Astronomie. |
Super- Plössl (Erfle) | 5 | 60°-70° | Zusätzliche Sammellinse zwischen 2 verkitteten Linsenpaaren (Plössl) vergrößern das Eigengesichtsfeld des Okulars (Weitwinkel). |
Nagler | 8 | 87° | Mehrere verkittete Linsenpaare und Sammellinsen erzeugen ein großes Eigengesichtsfeld. Verwendung nur an sehr lichtstarken Teleskopen sinnvoll. |
Zoom | 6-8 | 42°-62° | Durch einen Drehmechanismus entstehen variable Brennweiten und damit variable Vergrößerungen. Abbildungsgenauigkeit verschlechtert, da korrigierende Linsen nur in bestimmten Abständen ihre Aufgabe gut erfüllen. |
Vergrößerung durch das Okular berechnen
In diesem Abschnitt werden die Aussagen aus den Grundlagen zu Teleskopen noch einmal beschrieben. Der Vergrößerungsfaktor eines Teleskops ergibt sich aus der Brennweite des Objektivs (Teleskop) und des Okulars:
theoretische Vergrößerung = Teleskopbrennweite / Okularbrennweite
Neben der maximalen Vergrößerung gibt es noch die weniger beachtete minimale sinnvolle Vergrößerung. Diese wird wieder durch die Öffnung des Teleskops und die maximale (altersabhängige) Öffnung der Augenpupille (ca. 7 mm) definiert:
minimale sinnvolle Vergrößerung = Öffnung / 7mm
Hier soll nochmal ausdrücklich erwähnt werden, dass die Öffnung des Objektivs viel ausschlaggebender ist, als die theoretisch mögliche Vergrößerung. Grund: sie wird durch die maximal sinnvolle Vergrößerung definiert.
maximale sinnvolle Vergrößerung = 2 x Öffnung
Die optimale (förderliche) Vergrößerung eines Teleskop ist die Vergrößerung, bei der wir ein Maximum an Auflösungsvermögen des Objektivs nutzen. Vergrößern wir darüberhinaus, wird nur das abgebildete Objekt größer, ohne dass wir weitere Details erkennen.
optimale Vergrößerung = Öffnung / 0,7
Ein anderes Kriterium, dass eine wichtige Rolle bei der Auswahl der passenden Okulare spielt, ist die Austrittspupille (AP). Die AP beschreibt die Größe des Bildes, welches durch das Okular zum Auge hingeleitet wird.
AP =Öffnung des Teleskops / Vergrößerung
Welche Okular-Brennweiten sind sinnvoll?
Um mit einem Teleskop für Einsteiger und Anfänger das Leistungsvermögen des Objektivs nutzen zu können, sind 3-4 wertige Okulare notwendig. Mit jedem dieser Okulare kann eine bestimmte Vergrößerung (V) eingestellt werden, sie sich für bestimmte astronomische Objekte eignet.
Okular-Vergrößerung berechnen (Beispiel)
In unserem Beispiel besitzen wir ein Dobson 200/1200 Classic. Unsere Augen sind gesund und wir haben eine Dunkeladaptation bis zu einer Pupillengröße von 7mm.
Aus der Teleskopbeschreibung wissen wir, dass das Objektiv eine Öffnung 200mm und eine Brennweite von 1200mm aufweist. Nun wählen wir unsere 3-4 Okular-Brennweiten aus.
Die minimale Vergrößerung ergibt sich aus der Öffnung des Teleskops, geteilt durch unsere maximale Pupillenöffnung. Wer sich hier unsicher ist, kann diesen Wert um 0,5-1 mm reduzieren.
minimale Vergrößerung = 200/7 = 28,6 x
Wir benötigen ein Okular, das diese Vergrößerung erzeugt. Wir verwenden die Formel zur Berechnung der Vergrößerung: Vergrößerung = Teleskopbrennweite / Okularbrennweite.
28,6 = 1200/gesuchte Okular-Brennweite
Dies ergibt eine Brennweite von 41,9 mm für unser erstes Okular (minimal Vergrößerung).
Die Optimale Vergrößerung ergibt sich aus der Öffnung, geteilt durch 0,7.
optimale Vergrößerung = 200 / 0,7 = 285,7x
Setzt man dann wie zuvor 285,7 in die Gleichung zur Berechnung der Vergrößerung ein und stellt nach Brennweite des Okulars um, erhält man eine Brennweite von 4,2mm.
So fährt man fort und erhält für die maximale Vergrößerung eine Okularbrennweite von 3mm und für die intermediäre Vergrößerung einen Wert zwischen 41,9mm und 4,2mm, zum Beispiel 18mm.
Welches Okular für welchen Zweck?
Anwendung (nach Stoyan3) | Vergrößerung | Okulartyp |
Aufsuchen, flächige Nebel, Space Walk | ~25x | Super-Plössl, (Nagler) |
Mond, Sonne, Galaxien, planetarischer Nebel | ~60-100x | Super-Plössl |
Planeten, Monddetails | ~130-150x | Super-Plössl, Orthoskopisch |
Planetendetails, Doppelsterne | ~200-300x | Orthoskopisch |
Okular: Einfluss des Öffnungsverhältnis
Das Öffnungsverhältnis wird als f/N angeben wobei N der Öffnungszahl entspricht. Ein Öffnungsverhältnis von f/4 ist größer als z.B. f/10 (die Zahl steht im Nenner eines Bruchs). Der Begriff stammt ursprünglich aus der Fotografie.
Die Berechnung des Öffnungsverhältnis ergibt sich aus der Brennweite geteilt durch die Öffnung:
Teleskop mit 200mm Öffnung und 1000mm Brennweite = 200 / 1000 = 1 / 5 = f/5
Implikationen aus dem Öffnungsverhältnis:
Bei größeren Öffnunsverhältnissen (größer als f/5) wird das Licht kegelförmig mit größerem Winkel zum Lot gebündelt als bei kleineren Öffnungsverhätnissen.
Dadurch ergeben sich größere Auftreffwinkel im Objektiv aber auch im Okular.
Eine Korrektur der daraus resultierenden optischen Bildfehler (Aberration und Reflexion) wird technisch aufwendiger und erfordert komplexe asphärische Flächenformen oder ein Ausgleich durch Einbringen zusätzlicher Linsen in den Strahlengang.
Weitere Linsen sind neue Grenzflächen die optimal vergütet sein sollten um unerwünschte Effekte zu reduzieren. Okulare der Firma TeleVue bieten hier für passenden Lösungen (siehe unten).
Betroffen sind vor allem Reflektoren mit schnellem Öffnungsverhältnis wie Newton-Teleskope oder Dobson-Teleskope.
Zoom Okular
Zoom Okulare ermöglichen es, stufenlos zwischen Brennweiten hin und her zu justieren. Dies macht sie zu vielseitigen Okularen. Doch dieses All-in-One-Okular hat den Nachteil, dass eingebaute korrigierende Linsen nur in einer bestimmten Brennweite den Abbildungsfehler beheben.
So variiert mit wechselnder Brennweite auch die Fehlerkorrektur, was die Abbildung etwas verschlechtert im Vergleich zu Okularen mit fixer Brennweite.
Desweiteren ergeben sich oft Einschränkungen des Gesichtsfeld bei verscheiden Brennweiten im Vergleich zu Okularen mit fixer Brennweite.
Nur sehr wertige Zoom-Okulare können dieses variable Abbildungsdefizit auf ein Minimum begrenzen. Aus diesem Grund sollte man sich bei der Anschaffung eines Zoom-Okulars nicht vom günstigsten Produkt verführen lassen.
Preise für Okulare
In der Astronomie gilt für Okulare, dass ein höhere Preis meistens ein besseres Okular bietet. Durch höhere Präzision des Schliffs, Glassorte und Vergütung können sehr große Preisunterschiede bei ähnlichen Okulare resultieren. Man ist fast immer mit dem wertigeren Okular besser bedient.
Aber auch hochwertige Okulare können jedoch nicht Unzulänglichkeiten des Objektivs (Teleskop) ausgleichen.
Okular Empfehlung
Super-Plössl
Wer als Astronomie-Einsteiger sein Okular-Set erweitern will, der macht mit (Super-)Plössl Okularen nichts falsch. Sie sind ein guter Kompromiss aus Schärfe, Gesichtsfeld, Farbtreue und Einblickverhalten bei akzeptablem Preis.
Mit höherem Preis nimmt die Wertigkeit der Super-Plössl Okulare zu. Die Abbildungsqualität kann so weiter gesteigert werden.
günstige Okulare
hochwertige Okulare
Die hochwertigen Klassiker von TeleVue sind eine Investition auf Lebenszeit. Ihre hohe Abbildungsqualität und Güte machen sie zu hervorragenden und werthaltigen Okularen.
Planeten-Okular
Planetenokulare sind häufig orthoskopische Okulare. Sie bieten ein sehr detailreiches Bild bei kurzen Brennweiten (=hohen Vergrößerungen). Sie werden genutzt um Details an Planeten oder am Mond zu beobachten. Sind sie in der (super) Long-View (LV) Ausführung bekommt man einen sehr komfortablen Augenabstand. Das enge Gesichtsfeld spielt bei Detailbeobachtungen keine Rolle.
Zoom-Okular
Ein Zoom-Okular kann durchaus eine Alternative zu einem Satz aus fixen Okularen sein. Man muss sich aber bewusst sein, dass ein gutes Zoom-Okular eine hohe Qualität haben muss, um adäquate Abbildungseigenschaften zu haben.
Diese Qualität schlägt sich im Preis nieder, sodass ein gutes Zoom-Okular den Preis von drei fixen Okularen übersteigen kann. Dafür gewinnt man deutlich an Komfort, da man keinen Okularwechsel vornehmen muss.
FAQ
2” Okulare bieten eine sehr großen Überblick. Sie zeigen ihre Vorteile beim Betrachten von großflächigen Objekte wie Nebeln und offenen Sternhaufen bei kleinen Vergrößerungen und lichtstarken Teleskopen. Durch die Verwendung größerer Linsen sind 2″ Okulare teuer als 1,25″ Okulare.
Ohne ein Okular würde das vom Teleskop erzeugte Bild für unser Auge nicht sichtbar sein. Mit einem Okular lässt sich die Vergrößerung des Teleskops einstellen. Am Okular-Hülseninnengewinde lassen sich Filter aufschrauben.
Ein hochwertiges Okular kann schnell über 200 Euro kosten. Die Verwendung verschiedener Gläser für die Linsen, Kantenschwärzung und Streulichtabschirmung lassen den Preis schnell nach oben schnellen.
Der Vorteil an hochwertigen Okularen ist, dass sie werthaltig sind und auf dem Gebrauchtmarkt gute Preise erzielen.
Quellen
- Alturand, Strahlengang im Teleskop mit Okular, CC BY-SA 4.0, entnommen 05.01.2020
- Kapege.de, Okulare, CC BY-SA 3.0, entnommen 05.01.2020
- Stoyan, R. (2015). Fernrohr Führerschein (7. Aufl.). Erlangen, Deutschland: Oculum-Verlag