Viele der Kometen (auch Schweifstern oder Irrstern genannt), die in umfangreichen Katalogen anhand von Beobachtungen mit dem Teleskop beschrieben sind, haben zwischen jedem einzelnen Perihel eine mehrere Jahrtausende währende Reise hinter sich. Manche dieser langperiodischen Schweifsterne können nur anhand historischer Aufzeichnungen als erneute »Durchreisende« identifiziert werden.

Andere erleiden während der Umlaufzeit in der Nähe unserer äußeren Planeten Bahnstörungen, die sie entweder zu kurzperiodischen Irrsternen machen oder sie in Einzelfällen mutmaßlich ganz aus dem Sonnensystem schleudern.

Rückwärts durch das Sonnensystem: C/2001 Q4

Im Jahr 2001 entdeckte das »Near Earth Asteroid Tracking Program« (NEAT)  in der Nähe des südlichen Himmelspols einen langperiodischen Kometen von ungewöhnlicher Flugbahn. C/2001 Q4 bewegte sich auf seinem Weg zum Perihel fast senkrecht sowie retrograd (also rückwärts) durch das Sonnensystem.

3 Jahre befand er sich nahe genug und hatte seinen Schweif hell genug ausgebildet, um von Bewohnern der südlichen Erdhalbkugel im Teleskop gesehen zu werden. Dann tauchte er in noch größerer Helligkeit für Beobachter auf der Nordhalbkugel auf.

Die mehrjährigen Beobachtungen im Teleskop sowie mit Hilfe des NEAT zeigten mehrere ungewöhnliche Bahneigenschaften des langperiodischen Schweifsterns C/2001 Q4. Neben seiner starken Bahnneigung und Rückwärtsbewegung verstärkte sich in der Nähe des Perihels auch die Exzentrizität, so dass die Bewegung durch das Sonnensystem als hyperbolisch einzustufen ist.

Eine erneute Umlaufzeit in Richtung Sonne wird es nicht mehr geben, mutmaßen die Experten. Sie gehen davon aus, dass C/2001 Q4 ganz aus dem Sonnensystem fortfliegt.

Langperiodischer Schweifstern Kohoutek (C/1973 E1)

1973 entdeckten die Teleskope des tschechischen Astronomen Luboš Kohoutek einen langperiodischen Kometen, der sich der Sonne im Perihel auf 0,14 AE annäherte. Aus historischen Aufzeichnungen geht hervor, dass C/1973 E1 zum letzten Mal vor 150.000 Jahren von irdischen Beobachtern im inneren Sonnensystem gesehen wurde.

Berühmt wurde er auch, weil er während dieser nahen Phase seiner Umlaufzeit von der Besatzung der bemannten Weltraumraketen »Skylab 4« und »Sojus 13« gesehen wurde.

Die Schweifentwicklung Kohouteks ließ auf eine spektakuläre Passage des Perihels schließen. Die Medien feierten den erwarteten »Kometen des Jahrhunderts« während seiner Reise durch das Sonnensystem. Doch ihre Erwartungen wurden enttäuscht, und das erwartete »Feuerwerk« verlief »im Sande«.

Das nächste Mal ist die Umlaufzeit von C/1973 E1 in ca. 75.000 Jahren vollendet. Die irdische Kultur verewigte diesen zu Unrecht hochgejubelten, langperiodische Kometen in zahlreichen Songs und Comics sowie in einer 1973 eigens entstandenen amerikanischen Sektenbewegung (»Children of God« – Gotteskinder).