Viele Erscheinungen im Weltall stehen rein zufällig in nachbarschaftlichen Positionen. Andere beeinflussen sich so stark gravitativ, dass sie zu astronomischen Haufen oder Gruppen zusammen gefasst werden. Eines der früh entdeckten Mitglieder ist die »Große Magellansche Wolke«, im englischen »Large Magellanic Cloud«  genannt – eine Zwerggalaxie in relativer Nähe zu unserer Milchstraße. Sie gehört wie unsere Galaxie zu den Mitgliedern der »Lokalen Gruppe«.

Die Große Magellansche Wolke – eine irreguläre Zwerggalaxie

große magellansche Wolke
Große Magellansche Wolke1

Erste schriftliche Erwähnungen unserer »Nachbarin« finden sich im »Buch der Fixsterne« des persischen Astronomen Al Sufi aus dem Jahr 964. Demnach konnte die Große Magellansche Wolke auf der Südhalbkugel schon zu frühen Menschheitszeiten mit bloßem Auge gesehen werden.

Ferdinand Magellan umsegelte 1519 die Welt und entdeckte die nach ihm benannte Zwerggalaxie. Schon damals erkannte er ihre Zusammensetzung aus Sternen, Sternhaufen, Nebeln und weiteren Objekten.

Die Große Magellansche Wolke ist eine kleine Galaxie. Sie dehnt sich innerhalb der »Lokalen Gruppe« auf 14.000 Lichtjahre und ist nur 10 % so »schwer« wie die Objektmasse der Milchstraße. Dennoch lohnt ihre Beobachtung, weil sowohl junge Sterne als auch alte Sternhaufen dort sehr aktiv sind. Am berühmtesten ist bisher das Ereignis »Supernova 1987A«, ein Sternentod im Jahr 1987, dessen Neutrinoausstöße lange vor den messbaren Daten der Schockwelle in verschiedenen Erdobservatorien registriert wurden. Doch auch vorher wurde diese Zwerggalaxie wegen ihrer relativen Nähe zur Erde (»nur« 160.000 Lichtjahre) gründlich erforscht. Ein langer Katalog an NGC-Objekten beschreibt Sternhaufen, viele leuchtende Gaswolken und unterschiedlich alte Kugelsternhaufen.

Neues von der Begleiterrolle der Großen Magellanschen Wolke

Bisher errechneten Astronomen aus den Bewegungen der Großen Magellanschen Wolke in der »Lokalen Gruppe« eine starke gravitative Verbindung. Ein Forscherteam zweier Institute untersuchte nun dreidimensional die Geschwindigkeit beider Zwerggalaxien. Dabei zeigte sich, dass beide Magellanschen Wolken sich fast doppelt so schnell entlang der Sichtlinie bewegen wie vorher angenommen.

Nach Auswertung dieser Daten erklärt sich die größere Radialgeschwindigkeit entweder dadurch, dass unsere Milchstraße größer ist, als wir bisher annahmen und durch die höheren Bindungskräfte beide Begleitgalaxien beschleunigt. Möglicherweise ist unsere Milchstraße aber auch zu leicht, um die Große Magellansche Wolke und KMW festzuhalten. Nach dieser Erklärung begleiten die Zwerggalaxien uns nur zufällig und befinden sich, in galaktischen Dimensionen betrachtet, mal eben auf der Durchreise.

Quellen

  1. NASA/Ames Research Center, Large.mc.arp.750pix, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons, entnommen 06.01.2020