Im »Run« um immer größere und leistungsstärkere Teleskope wetteifern die Observatorien der Südhalbkugel durchaus erfolgreich seit vielen Jahrzehnten. Australien als Standort ist hierbei wegen seines Klimas besonders geeignet.

Am »Siding Spring Observatorium« (nachfolgend: SSO) beweist bereits seit den 1970er Jahren ein »Methusalem« unter den Großteleskopen, dass auch die »Alten« in Sachen Beobachtungsgenauigkeit bis heute gut mithalten können.

Die Forschungsprojekte am »Anglo-Australian Telescope« (nachfolgend: AAT) ergänzen seit 1974 die wissenschaftlichen Studien der Nordhalbkugel mit Einblicken in den Sternenhimmel vom Süden aus.

Anglo-Australian Observatorium als Teil des Siding-Spring-Observatoriums 

Das SSO ist Studienteil der Australian National University und wurde in der Nähe der kleinen Stadt Coonabarabran (New South Wales, Australien) errichtet.

Das Klima in 1165 Metern Höhe in den Siding Spring Mountains ist vorzüglich für astronomische Beobachtungen geeignet. Neben dem wichtigsten Großteleskop, dem AAT, führen und/oder führten weitere elf Teleskope Forschungsprojekte am Südhimmel durch.

Von ihnen sind bereits drei Teleskope wieder außer Betrieb, eines befindet sich noch im Bau.

Verglichen mit seinen Nachfolgern »hält« sich das AAT seit 1974 »wacker«. Genau genommen bildet es mit dem UK-Schmidt-Telescope ein eigenes Observatorium am Standort SSO.

Sie werden zusammen als »Australian Astronomical Observatory« von der Regierung Australiens finanziert. Ziel ist es, die sensationellen Beobachtungen von den Großteleskopen der Nordhalbkugel um gleich wertvolle Forschungsprojekte am südlichen Sternenhimmel zu ergänzen.

Geschichte des AAT

Das AAT profitierte zu seinen Bauzeiten vom weltweiten Phänomen der Lichtverschmutzung. Diese hatte in Australien in den 1950er Jahren solche Ausmaße erreicht, dass das SSO, fernab von den hellen Städten, von vielen Organisationen wegen des wolkenfreien, sauberen Himmels für Beobachtungen auserkoren wurde.

Damit entstand eine eigene Infrastruktur für den Betrieb und die Wartung der Großteleskope, an die sich die Betreiber des 4-Meter-Riesen vergleichsweise kostengünstig mit anhängen konnten. Nach fünfjähriger Bauzeit starteten 1974 erste eigene Forschungsprojekte.

Auch die Tatsache, dass eine Reihe der Instrumentierungen sowohl für Forschungsprojekte des UK-Schmidt als auch des AAT verwendbar ist, macht den Betrieb am SSO noch heute zum sympathischen Sparfaktor.

Qualitativ hat sich das »Gesicht« des 4-Meter-Erstlings in Australien natürlich inzwischen gewandelt. Zur Beobachtung werden Detektoren, Filter, Spektrographen und vieles mehr eingesetzt (siehe nachfolgend). Ganz klar wurden einige zunächst verwendete Instrumente inzwischen zugunsten feinerer Technik stillgelegt.

Instrumente und Beobachtungsbereiche des AAT

Die Liste der stillgelegten AAT-Instrumente liest sich auf den ersten Blick wie die Vorbereitungen zur Aufgabe des ganzen Teleskopbetriebes. Viele »Zeitgenossen« in Australien und auf der Nordhalbkugel wurden bereits außer Betrieb genommen.

Aber hier, am SSO, wird das altgediente Großteleskop noch immer als wichtigstes Instrument benannt, vorgezeigt und für ehrgeizige Forschungsprojekte benutzt. Die erste Instrumentegeneration von Spektrografen, CCD-Kameras, Prime Focus Kameras und mehr wurde hier einfach gegen präzisere Instrumente für noch feinere Beobachtungen durchgetauscht.

Momentan arbeiten am SSO (Australien) sechs Feininstrumente für beste astronomische Ergebnisse mit dem AAT. Der fasergeführte optische Spektrograph AAOmega ist hiervon das innovative Hauptinstrument.

Außerdem verfeinern HERMES (ebenfalls fasergeführter Spektrograph), IRIS2 (Mikron-Infrarotkamera), UCLES (cross-dispergierter Echelle Spektrograph), UHRF (Echell Spektrograph mit noch feinerer Auflösung und weitere Instrumente die Ergebnisse der Forschungsprojekte.

Besucherinstrumente am AAT genehmigt der Direktor des Observatoriums speziell für Beobachtungen durch externe, angemeldete Gäste.

Forschungsprojekte am AAT im Gefolge »großer Brüder«

Als das AAT sein »First Light« empfing, ergänzte es die Beobachtungen solcher »Größen« wie des Hale-Teleskops am Palomar-Observatorium (Kalifornien, USA), des Mayall-Teleskops am Kitt Peak National Observatorium (Arizona, USA) und des Shane-Teleskops am Lick Observatorium (Kalifornien, USA).

Was diese damals weltweit größten Teleskope leisteten, wurde ab 1974 durch Beobachtungen in Australien bestätigt bzw. sogar überboten. Noch heute nehmen die Forschungsprojekte dieses Vorreiters am SSO den fünften Platz in der weltweiten Stellenbewertung unter allen Großteleskopen ein.

Das AAT studiert lichtschwache und noch gering erforschte Emissions-, Reflexions-, Dunkel- und Planetarische Nebel, die Typen bestimmter Supernovae sowie Sternspuren an Australiens Südhimmel. Forschungsprojekte umfassen auch Galaxien, Sternhaufen und ungewöhnliche Sterne.

Wie die anderen Teleskope am SSO gehören sämtliche Messier-, NGC und IC-Objekte zum Schwerpunkt der Beobachtungen. Ganz klar erforscht das AAT ebenfalls sehr intensiv das Zentrum und die Sternregionen unserer eigenen Milchstraße.