Das 17. Jahrhundert war bahnbrechend für die späteren Fortschritte in der astronomischen Beobachtung. Zahlreiche Erfindungen verschiedener Teleskope lösten Diskussionen über den Nutzen, mögliche Nachteile oder gar heftige wissenschaftliche Streitigkeiten über Ersterfindungen aus. Nicht immer ist der eigentliche Erfinder nachträglich genau bekannt, zum Beispiel im Fall des Cassegrain-Teleskops.

Erfunden oder nur von ihm veröffentlicht? – das Cassegrain-Teleskop

1672 stellte der katholische Priester und Gelehrte Laurent Cassegrain der Öffentlichkeit ein Spiegelteleskop vor, das astronomische Abbildungen stark verbesserte und durch einige Veränderungen kompaktere Bauweisen für derartige Teleskope erlaubte.

Zu diesem Zeitpunkt waren schon das Newton- und das Gregory-Teleskop erfunden und in wissenschaftlichem Gebrauch. Deshalb diskutierten gleich nach dem Bekanntwerden viele europäische Astronomen und Optiker über die Vor- und Nachteile des Cassegrain-Teleskops im Vergleich zu seinen Vorgängern.

In Teleskopen vergleichbarer Bauart werden die einfallenden Strahlen gebündelt und an einen Hilfsspiegel weitergelenkt. Dieser Hilfsspiegel ist im Falle des Newton-Teleskops plangeschliffen und lenkt die Strahlen seitlich zum Empfänger. Beim Gregory-Teleskop übernimmt ein ellipsoider Hilfsspiegel diese Aufgabe.

Der Primärspiegel des Cassegrain-Teleskop ist konkav-parabolisch und reflektiert das Licht zu einem konvex-hyperbolischen Fangspiegel. Dessen Brennpunkt auf der konkaven Seite stimmt mit dem Parabolspiegel überein. Auf der anderen, der konvexen Seite, zeigt der Brennpunkt in Richtung Hauptspiegel.

Gegenüber seinen Vorgänger-Teleskopen verwendet das Cassegrain-Teleskop einen hyperbolischen Hilfsspiegel, um die Brennweite zu verlängern. Mit einer weiteren Veränderung, nämlich dass der Sekundärspiegel näher am Primärspiegel liegt als der Brennpunkt desselben, wurden kompaktere und kürzere Bauformen möglich.

Fehlerfreie Abbildungen entstehen jedoch nicht. Bildfeldkrümmung und andere optische Fehler treten insbesondere dann auf, wenn ein sphärischer Hauptspiegel an kleinen Teleskopen eingesetzt wird. 

Cassegrain-Teleskop und stete Verbesserungen

Sowohl für kleine als auch für sehr große Teleskope nehmen die Astronomen noch immer die Bauweise des Cassegrain-Teleskops als Grundlage und versuchen, Bildfehler durch verschiedene technische Ergänzungen zu verringern. Die bekanntesten Beispiele für solche Verbesserungen sind das Nasmyth-, das Schmidt-Cassegrain-, Maksutov-, Hypergraph- und das RC-Teleskop. Letzteres ist führend beim Bau sehr großer Spiegelteleskope.