Seit Teleskope die astronomischen Beobachtungsmöglichkeiten revolutionierten, wetteifern alle finanzkräftigen Nationen um den Vorrang bei kühnen Forschungsprojekten im Weltall.

Zwei Beispiele für erfolgreiche großflächige Beobachtungsmöglichkeiten sind das Gemini Northern Telescope  auf Hawaii sowie das Gemini Southern Telescope in Chile.

Die Betreiber beider Einzelspiegel firmieren unter dem Projektnamen Gemini Observatorium. 7 Nationen operieren an 2 Standorten für ein gemeinsames Ziel: Die möglichst ganzflächige Beobachtung des Nordhimmels und des Südhimmels.

Zwei Superlative, zwei Standorte – die Teleskope des Gemini-Observatoriums

Der Bau beider Großspiegel des Gemini Observatoriums verschlang geschätzte 184 Millionen Dollar, geteilt durch 7 beteiligte Betreiberstaaten: USA, UK, Kanada, Chile, Brasilien, Argentinien und Australien. 1999 empfing das Gemini Northern Telescope am Standort Mauna-Kea-Observatorium (Hawaii) sein »First Light« vom Nordhimmel.

Ein Jahr später gelang planmäßig auch die Inbetriebnahme des »Zwillings« für die Beobachtung des Südhimmels, des Gemini Southern Telescope am chilenischen Standort. Beide 8,19 Meter Teleskope gehören zu den Superlativen astronomischer Forschungsprojekte.

Der Standortvorteil für alle Teleskope am Mauna-Kea-Observatorium (Hawaii) sind perfekte atmosphärische Beobachtungsbedingungen. Hiervon profitieren die Forschungsprojekte, die mit dem Gemini Northern Telescope am Nordhimmel verfolgt werden.

Die Finanzierungs- und Betreiberkonsortien montierten in das Gemini Observatorium modernste Technik wie einen Laser-Leitstern, Adaptive Optik, Multi-Konjugat Adaptive Optik und Multi-Objekt-Spektroskopie.

»Das liebe Geld« – Tauziehen um Betriebskosten

Seit dem »First Light« des Gemini Northern Telescope im Jahr 1999 waren die Betriebskosten ein wirtschaftliches Tauziehen. Besonders schwerwiegend steckte der 7-Nationen-Verbund zurück, als Großbritannien 2007 seine Partnerschaft im Konsortium des Gemini Observatoriums kündigte.

Zwei Monate nach dem Ausstieg kam die Nation zwar für weitere gemeinsame Forschungsprojekte zurück, stellte jedoch klar, dass die Beteiligung 2012 aus finanziellen Gründen endet. Nordhimmel und Südhimmel werden ab 2013 trotzdem weiter großflächig erforscht – die verbleibenden Nationen senkten die veranschlagten Betriebskosten und können somit ohne britische Beteiligung beide Teleskope erhalten.

Der Bau der Teleskope in Chile und auf Hawaii sowie all der dazugehörigen Technik verschlang für das Gemini Observatorium 184 Millionen Dollar. Im heutigen Betriebszustand hat eine Nordhimmel-Beobachtungsnacht am Gemini Northern Telescope einen Wert von 33.000 Dollar.

Großbritanniens Finanzierungskrise löste in der britischen Öffentlichkeit einen Aufschrei aus. Die Bürgerbewegung »Save Astronomy« setzte sich in Blogs, per Petition und mit allen legalen Mitteln dafür ein, dass Großbritannien weiterhin die Forschungsprojekte mitfinanzieren sollte. Durch ihre Initiativen erreichten die Bürger immerhin einen Aufschub des Ausstiegs um 5 Jahre.

Beste Technik für weltweit hervorragende Astronomie

Die Instrumententafel des Gemini Observatoriums füllt für jedes einzelne Teleskop eine lange Liste. Forschungsprojekte werden am Südhimmel bzw. Nordhimmel mit Multi-Objekt-Spektroskopie, »Langer Schlitz«-Spektroskopie sowie Imaging- und Integral-Feld-Spektroskopie verfolgt.

Die aktuellen Detektoren haben die Infrarotforschung auf ein optisches Spektrum von 700 – 1.000 nm verbessert. Für das Gemini Northern Telescope entwickelte die Australische Nationaluniversität einen Nah-Infrarot-Spektrographen, der im Wellenlängenbereich von 0,95 – 2,4 mu m operiert.

Trotz allem ist die Fertigaufrüstung der Teleskope noch nicht abgeschlossen. Wegen der Budgetrangeleien um das Gemini Observatorium verschoben sich Entwicklungspläne, auch für das Gemini Northern Teleskop, um etliche Jahre nach hinten. Erst 2009 konnte z.B. die Entwicklung des Weitwinkel-Multi-Objekt-Spektrographen abgeschlossen werden – allerdings unter erheblichen Konstruktionsänderungen. Dadurch verschoben sich auch die Zeitpläne für Forschungsprojekte mit nach hinten.

Während die Erstkontruktionsphase nun fast abgeschlossen ist, ging im Januar 2012 die Beobachtungstechnologie für den Nordhimmel (und am Gemini Southern Teleskop für den Südhimmel) schon in die zweite Entwicklungsrunde.

Erfolgreiche Forschungsprojekte des Gemini Observatoriums

Die Adaptive Optik machte Teleskope wie die Großspiegel des Gemini Observatoriums zu einer hochpräzisen astronomischen Entwicklung. Forschungsprojekte sind hierdurch auch an lichtschwachen Objekten in hoher Präzision möglich.

Die Adaptive Optik am Gemini Northern Telescope wurde in Kanada gebaut und arbeitet mit natürlichen Sternen oder dem vorher erwähnten Laser-Leitstern. Eine wichtige Entdeckung am Nordhimmel war 2008 die Entdeckung des Exoplaneten HR 8799 b um den Lambda Bootis Stern HR 8799 im Sternbild »Pegasus«.