Die ESO kann man unter den internationalen astronomischen Vereinigungen als durchaus ehrwürdig bezeichnen. Seit 1964, dem offiziellen Gründungsjahr, »füttert« die Zusammenarbeit der 14, heute 15 Mitgliedsstaaten beim Betrieb zahlreicher Teleskope an chilenischen Observatorien die Wissenschaftswelt immer wieder mit Meldungen über sensationelle Forschungsprojekte.

Die Fortschritte der letzten Jahrzehnte wurden schon vor der Gründung akribisch vorbereitet: mit der Suche nach einem Standort für das »La-Silla-Observatorium« auf der südlichen Erdhalbkugel.

Beste Lage für vielversprechende Forschungsobjekte

Nachdem eigentlich Südafrika Ziel der ESO-Suche nach einem geeigneten Standort für Teleskope im großen Umfang war, entschieden sich die Mitgliedsstaaten schließlich für Chile, an dessen Nordküste sich bessere Standorte anboten.

Die dortigen klimatischen Bedingungen waren optimal für die geplanten Forschungsprojekte. Schließlich entdeckten die Astronomen den »Cinchado« (auch, »La Silla«, der »Sattel«) und errichteten auf seinem 2.400 m hohen Berggipfel das »La-Silla-Observatorium«. Dort gingen seither 18 Teleskope unterschiedlichster Bauart in und zum Teil wieder aus dem Betrieb.

An Spiegeldurchmesser wie jene des VLT (»Very Large Telescope«) war gegen Ende der 1960er Jahre noch nicht zu denken. Zunächst genügten den astronomischen Ansprüchen der ESO die beiden allerersten Teleskope »Bochum« (Universität Bochum) mit gerade einmal 0,61 cm Spiegeldurchmesser sowie das aus heutiger Sicht mit 40 cm Objektivprisma minimalistische »Grand Prism Objectif« (GPO).

Beide Teleskope des »La-Silla-Observatoriums« stehen inzwischen nicht mehr in Betrieb. Ab 1968 wurden sie zur Astrometrie, für Spektraluntersuchungen und ähnliche Forschungsprojekte eingesetzt.

Bewegte Betriebsgeschichte vieler Teleskope am »La-Silla-Observatorium«

Die meisten, inzwischen »pensionierten«, Teleskope hatten Spiegeldurchmesser um einen Meter, wurden am Standort des »La-Silla-Observatoriums« zur Photometrie, für das EROS-Projekt, zur Himmelsdurchmusterung und für weitere Forschungsprojekte verwendet.

Das SEST (»Swedish ESO Submillimeter Telescope«) diente Feinbeobachtungen im Submillimeter-Bereich, verlor jedoch 1987 den Wettlauf gegen die nächste Teleskopgeneration. Der 1,52 m ESO-Spiegel am gleichen Standort ging 2002 außer Betrieb, nachdem Aufwand und Nutzen mit dem VLT und weiteren ESO-Großteleskopen nicht mehr mithalten konnten. 

Insgesamt stehen am »La-Silla-Observatorium« 18 Teleskope, von denen 10 als Beobachtungs-»rentner« einstweilen auf dem La Silla verblieben. Die weiteren 8 »Himmelsfenster« suchen Exoplaneten, spektroskopieren, durchmustern den Himmel im Infrarotbereich und bilden zusammen trotz modernerer Observatorien noch immer einen Hauptstandort für ehrgeizige Forschungsprojekte der ESO.

Einer der Veteranen, das 1971 in Betrieb genommene Schmidt-Teleskop, hat die wechselhaften astronomischen Aufrüstungszeiten bisher gemeistert und wird momentan nach neuesten Standards und für neue Beobachtungszwecke umgebaut.

ESO-Einzelspiegel 3,6 m mit nagelneuer HARPS-Ausrüstung

Erst mit der Verfeinerung der Spiegelherstellung für die internationalen Wettläufe um größere, stabile, exakte und immer feinere Teleskope wurden auch die ESO-Aufträge umfangreicher.

1977 wurde das 3,6 m Schaustück des »La-Silla-Observatoriums« in Auftrag gegeben. Eine vollständige Nachrüstung für den Betrieb auf dem nun weit fortgeschrittenen Stand astronomischer Forschungsprojekte erfolgte über 20 Jahre später.

2004 konnte über die Montage eines Sekundärspiegels die Bildqualität des Teleskops auf weniger als 0,2 Bogensekunden im Zenit verbessert werden. Seit 04-2008 ist zusätzlich der HARPS (»High Accuracy Radial velocity Planet Searcher«), ein Échelle-Spektrograph, am 3,6 Meter ESO-Teleskop in Betrieb.

Mit ihm kann am »La-Silla-Observatorium« die Radialgeschwindigkeit von Sternen gemessen werden. Dies ist vor allem für Forschungsprojekte zur Entdeckung und Untersuchung von Exoplaneten von Bedeutung.