Die Kanareninsel La Palma zählt außerhalb der Astronomie zu den attraktivsten globalen Urlaubszielen. Wegen der hervorragenden Wetterqualität haben auch internationale astronomische Institute die Insel für ihre wissenschaftlichen Vorhaben erschlossen.

So stehen am »Roque de los Muchachos Observatorium« (nachfolgend: ORM) auf dem gleichnamigen Berg vor der Küste der Insel mehrere der weltweit größten Teleskope »in Reih und Glied«.

Auch Italien nutzt für seine Forschungsprojekte einen eigenen Einzelspiegel am klimatisch wertvollen Standort, das »Telescopio Nazionale Galileo« (nachfolgend: TNG).

Geschichte des Standortes ORM (La Palma)

Astrophysiker lieben vor allen anderen Dingen – gutes Wetter. Der hoch gelegene Küstenstreifen vor La Palma wurde aus genau diesem Grund als idealer Standort eines gemeinsamen Observatoriums von mehreren Nationen gewählt und 1979 zunächst von 4 Staaten per Abkommen für gemeinsame Forschungsprojekte freigegeben.

Bis zum »First Light« der ersten Teleskope am ORM vergingen allerdings noch 6 Jahre, während derer sich weitere Nationen dem Abkommen anschlossen. Zu ihnen gehörte auch Italien, das 1998 den TNG Einzelspiegel in Betrieb nahm.

Beachtlich am Betrieb der verschiedenen Teleskope des Standortes ORM ist die enge Kooperation der verschiedenen astronomischen Institute. So stellt beispielsweise Italien 25 % der Beobachtungszeit für Forschungsprojekte externer Astronomen zur Verfügung.

Für die meisten Einzelspiegel wird hierzu 2 x jährlich die Beobachtung am Standort La Palma in Schichten beantragt. Für das TNG wird die verfügbare Zeit für sechs Monate im Voraus nach geschätztem wissenschaftlichem Wert an die Bewerberinstitute vergeben.

Das TNG im internationalen Forschungswettbewerb

Der 3,58 m große Hauptspiegel des TNG ist ein rein italienisches Astronomieprojekt und wurde 1997 am ORM (La Palma) errichtet. Zwar gehören die Instrumente nicht zu den größten weltweit, doch zu den modernsten und präzisesten.

Deshalb planen weltweit verschiedene Wissenschaftsinstitute Beobachtungszeiten für ihre eigenen Forschungsprojekte. Diese 25 % vom italienischen »Consorzio Nazionale per l’Astronomia e l’Astrofisica« (nachfolgend: CNAA) freigegebenen Zeiten helfen bei der Finanzierung der Wartungs- und laufenden Betriebskosten des Teleskops.

Mit dem Betrieb des TNG am Standort La Palma verfolgt die »Fundación Galileo Galilei – INAF« das nichtkommerzielle Ziel, nationale und internationale astrophysikalische Forschungsprojekte zu fördern.

Die Einnahmen aus freigegebenen Forschungszeiten werden nicht als Gewinne für die Betreiber des Teleskops gebucht, sondern ausschließlich für Wartungs- und Personalkosten am ORM sowie für technische Weiterentwicklungen aufgewendet. 

Instrumente des TNG

Das TNG ist  als Altazimut Ritchey-Chretien konfiguriert. Die optischen Komponenten des 3,58 Meter Hauptspiegels werden über eine Aktive Optik im Sekundentakt gegen Spiegelverformungen für beste optische Ergebnisse korrigiert. Zwei Rotator-Adapter kompensieren Felddrehungen durch einen mechanischen Zähler.

Eine Nasmyth A-Schnittstelle verteilt das Licht zwischen den Instrumenten. Wie die meisten Teleskope am Standort ORM (La Palma) gehören Infrarot-Spektrometer, Spektrographen und optische Multimode-Instrumente, speziell für Forschungsprojekte zur Suche nach Exoplaneten, zur Ausstattung.

Erfolgreiche Forschungsprojekte

Das TNG ist zwar kein Spitzenreiter im weltweiten Wettbewerb um immer größere Teleskope, doch am ORM das drittgrößte von insgesamt 14 astronomischen Beobachtungsstationen des Standorts La Palma.

In den letzten Jahren wurden die Ergebnisse bedeutsamer Forschungsprojekte publiziert, zum Beispiel aus dem Forschungsbereich der Asteroidenbeobachtung, über die Untersuchung von Braunen Zwergen, Galaxien und X-ray Clustern.

Das astronomische »Auge« TNG entdeckte 2012 unter anderem sehr enge Doppelsterne und klassifizierte am Standort ORM eine spektroskopisch durchschnittliche Typ Ic Supernova.

In Zusammenarbeit mit den Instrumenten Dolores und NICS entdeckte das Teleskop 2009 Zeichen für eine stellare Interaktion während einer sehr hellen Typ IIP Supernova. Aktuelle Forschungsprojekte beschäftigen sich mit sehr alten, metallreichen offenen Sternhaufen. Ziel dieser Studien auf La Palma ist es, die Entwicklung elliptischer Galaxien besser zu verstehen.