Wüstenklima ist besonders prächtig für astronomische Beobachtungen. Aus diesem Grund sind Wüstengebiete für Forschungsprojekte besonders attraktiv.

Am Paranal-Observatorium in der Acatamawüste in Chile beispielsweise wetteifern gleich mehrere moderne Großteleskope verschiedener, internationaler astronomischer Vereinigungen um die sensationellsten astronomischen Ergebnisse am Sternenhimmel.

Eines der jüngsten Superlative dort ist das Visible & Infrared Survey Telescope (nachfolgend: VISTA) der ESO.

Besonderheiten des Standortes in der Atacamawüste (Chile)

Im Regenschatten der Anden, bei trockenen Ostwinden und kühlem Nebelklima in tiefer gelegener Küstennähe, sind auf dem Cerro Paranal in der Atacama-Wüste in Chile nahezu pausenlos astronomische Beobachtungen auch für lichtschwächste Objekte am Sternenhimmel möglich.

Das Paranal-Observatorium, an dessen Standort inzwischen die größten Spiegel- und Infrarotteleskope der Welt zu Forschungsprojekten eingesetzt werden, ist seit 2009 um ein Superlativ der ESO reiche – das VISTA, ein 4,1 Meter Spiegelteleskop, das überwiegend im Infrarotbereich eingesetzt wird.

Es ist allerdings zu mutmaßen, dass das Paranal-Observatorium in den kommenden Jahren in seinen Beobachtungen empfindlich gestört werden könnte.

So kam es speziell seit 2011 zu überraschenden Regenfällen mit verheerenden Auswirkungen auf Siedlungen, die atypisch für die Atacama-Wüste sind und möglicherweise auch die Forschungsprojekte am Cerro Paranal beeinträchtigen können.

Vorläufig allerdings forscht VISTA in nahen Infrarot-Wellenlängen weiterhin nach bisher unsichtbaren, weit entfernten Objekten am Sternenhimmel.

Projekt VISTA – ein Infrarot-Projekt der ESO

Das VISTA konzipierten Techniker und Astronomen der ESO gemeinsam mit Britischen Universitäten, um Forschungsprojekte jenseits der für das menschliche Auge sichtbaren Wellenlängenbereiche durchzuführen.

Bereits andere Großteleskope am Paranal-Observatorium führen derartige Durchmusterungen des Sternenhimmels durch. Doch mit diesem einzig auf Infrarot solcher Wellenlängen ausgerichteten Teleskop erhöht sich die Präzision möglicher Beobachtungen um eine weitere Teleskopgeneration.

Die ESO erhielt hierzu Sachleistungen für die Errichtung des neuen astronomischen »Atacama-Giganten«.

Während die Grundtechnik des VISTA möglichst einfach gehalten ist, waren für diese besondere Form des Spiegels Modifikationen für die Qualität solch lichtfeiner Beobachtungen nötig.

So wurde das Gelände am Paranal-Observatorium, auf dem das Teleskop errichtet wurde, abgeflacht und ein Nebengebäude neben dem Hauptgebäude errichtet, einzig um den Hauptspiegel sauber und glatt zu halten.

Forschungsprojekte sind ebenfalls nur bei ordentlicher Belüftung und ausreichendem Windschutz exakt genug. Dies wird durch mehrere Kuppelschlitze am Hauptgebäude ermöglicht, die nach Bedarf geöffnet und geschlossen werden können.

Beobachtungen mit dem VISTA seit 2009

Die ersten Bildaufnahmen des VISTA waren sensationell. Gelang es Vorgängerteleskopen nicht, mit ihren Beobachtungen HII-Regionen zu durchdringen, so zeigten sich gleich auf den ersten Bildern hier deutlich junge, heiße Sterne hinter Staub und Gas.

Veröffentlicht wurde zuerst das Forschungsprojekt NGC 2024 im Sternbild »Orion«. Gleich spektakuläre Bilder gelangen im Lagunennebel. Wegen der großen möglichen Abbildungsfläche können bisher in Teilen aufgenommene Objekte des Sternenhimmels mit diesem Großteleskop am Paranal-Observatorium in einem einzigen Bild dargestellt werden.

Es ist nicht nur die große mögliche Abbildungsfläche, die VISTA so sensationell macht. Beobachtungen bei hoher Lichtempfindlichkeit im Infrarotbereich bringen Objekte des Sternenhimmels regelrecht »ans Licht«, deren Existenz bis dato unbekannt war oder nur vermutet wurde.

Das Besondere dieser Art der Aufnahmen am Paranal-Observatorium ist die Möglichkeit, mehrere abgebildete Cluster zu einem mehrdimensionalen Gesamtbild zu konstruieren, was mit virtuellen Mitteln eine völlig neue, plastische Sicht auch auf ferne Teile des Sternenhimmels ermöglicht.

Forschungsprojekte heute und morgen

Schöne Bilder allein sind natürlich nicht der Zweck, zu dem VISTA am chilenischen Standort Paranal-Observatorium errichtet wurde.

Mit solch präziser Technik soll es endlich möglich werden, die Natur Dunkler Energie sowie weitere, bisher hypothetisch beschriebene astrophysikalischer Phänomene am bisher nicht genauer sichtbaren Sternenhimmel zu erforschen.

Stark ausgerichtet sind die VISTA-Forschungsprojekte auch auf Beobachtungen der Magellanschen Wolke und erdnaher Asteroiden.

Allein für mindestens fünf Jahre nach dem »First Light« 2009 sind sämtliche Beobachtungen bereits für genau beschriebene Forschungsprojekte vergeben.

Die bisherigen Ergebnisse des VISTA wecken große Erwartungen an den Ausgang der fortlaufenden Durchmusterungen am Paranal-Observatorium. Setzen sich die sensationellen Entdeckungen in der bisherigen Weise fort, könnte man dieses Großteleskop durchaus schon der viel besprochenen »next Generation« an Präzisionsteleskopen zur Erforschung des Sternenhimmels zurechnen.