In jedem Frühjahr finden Beobachter am Nordhimmel zwischen dem markanten »Löwen« und dem »Bärenhüter« eine schemenhafte Konstellation aus durchweg lichtschwachen Hauptsternen. Die meisten Sterne des Sternbilds Haar der Berenike gehören einem offenen Sternhaufen an, der fast bekannter als das zugehörige Sternbild ist. Experten meinen sogar, der Coma-Sternhaufen Melotte 111 habe die Sternbildbeschreiber einst zur Namensgebung inspiriert. Weitab von der Milchstraße kann man die Sterne der Berenike sowie zahlreiche Galaxien beobachten, doch nur mit guter Optik und in einer Umgebung möglichst ohne Lichtverschmutzung.

Löwenmythos und Besonderheiten des Haares der Berenike

Zu Zeiten des Sternbildbeschreibers Ptolemäus gehörten die schwachen Sterne und damals unbekannten Galaxien des heutigen Sternbilds am Nordhimmel zum Sternbild Löwe. Die Mythologen der griechischen Antike sahen darin die Quaste des Savannenräubers fernab der Milchstraße. Erst 245 v. Chr. wurde der Teil des Tierkreiszeichens von Astronomen und Poeten nach der wohltätigen Pharaonin »Berenike die II. « umbenannt. Sie hatte, so erzählen die Schriften, ihr Haar geopfert, um die sichere Rückkehr ihres Gatten aus dem Krieg zu erbitten. Als der Zopf aus der Kultstätte verschwand, erklärten die Priester, die Götte hätten das Opfer angenommen und eine eigene Sternengruppe daraus erschaffen – das Sternbild Haar der Berenike.

Später fanden sich Hinweise auf und Beschreibungen der Konstellation in zahlreichen Schriften, sowohl der Astronomie als auch Astrologie, auf Himmelsgloben und Sternkarten. Der Herbst/Winter-Meteorstrom »Coma-Bereniciden« (höchstens 3 – 5 Sternschnuppen pro Stunde) im Dezember hat seinen Radianten im Sternbild Haar der Berenike des Nordhimmels. Selbst Galaxien in bis zu 450 Millionen Lichtjahren Entfernung, darunter sehr viele Mitglieder des Coma-Galaxienhaufens, lassen sich leicht auffinden, wenn man den Sternen der Berenike in Beobachtungsrichtung vom galaktischen Nordpol der Milchstraße folgt.

Sternbild Haar der Berenike und seine Sterne
Obwohl Haupt- und sonstige Sterne des Sternbilds Haar der Berenike nicht heller als 4 mag scheinen, lohnt sich eine Beobachtungsnacht zu diesem Teil des Nordhimmels. Viele Doppelsterne und Mehrfachsternensysteme lassen sich bereits mit Prismenferngläsern oder einfachen (kleinen) Teleskopen in ihre Komponenten auflösen. Auch der von Gas- und Staubwolken ungestörte Beobachtungsbereich erleichtert die Sicht auf teils sehr nahe Sterne und Sternsysteme. Neben dem Coma-Galaxienhaufen finden Deep Sky-Beobachter im südlichen Sternbildbereich einige Galaxien des Virgo-Galaxienhaufens, in dessen Teil, der Lokalen Gruppe, sich auch unsere Milchstraße bewegt.