Das Sternbild Jungfrau ist das zweitgrößte Sternbild des Himmels und eines der Sternbilder der Ekliptik (astronomisch gedachte Sonnenlauflinie). Es gilt als antikes Symbol der Fruchtbarkeit und der Gerechtigkeit. Seine Nachbarschaft zum Sternbild Waage ist nach mythologischer Anordnung kein Zufall. Deep Sky-Beobachter halten im Frühjahr zwischen den Sternen der Konstellation nach einer gewaltigen Galaxienansammlung Ausschau, dem Virgo-Galaxienhaufen mit geschätzten 2.000 Galaxien.

Orientierung am und Beobachtung im Sternbild Jungfrau

Neben ihrer antiken Bedeutung für die Reisenavigation haben sämtliche klassischen Sternbilder, zu denen auch das Sternbild Jungfrau gehört, häufig unterschiedlichen Symbolcharakter. So wurde »Mul Ab. Sin« (Ackerfurche) bzw. Šala (»Gott oder Göttin die Kornähre«, heute Name des Sterns Spica) erstmals in mesopotamischen Aufzeichnungen in Verbindung zum »Himmelsjahr« für den Ackerbau um 2.700 v. Chr. erwähnt. Des Weiteren verschob sich der »heliakische Aufgang« auf der Ekliptik nach diesen Schriften zwischen 2.700 und 1.900 v. Chr. um eine Woche nach hinten. Unter den lohnenswerten Deep Sky-Objekten befinden sich Galaxien, eine ganze Reihe Doppelsterne, Veränderliche und Mehrfachsternensysteme.

Der hellste Stern des Sternbilds Jungfrau ist Spica (mesopotamisch: Göttin Schala, die Kornähre), ein bedeckungsveränderlicher Doppelstern und ursprünglicher Namensgeber des ganzen Sternbilds. Wer sich für Deep Sky-Beobachtungen nach dem hellen Virgo-Hauptstern umsieht, folgt hierfür der Deichselverlängerung des »Großen Wagens« über »Arcturus« (Hauptstern im Bärenhüter) in Richtung Ekliptik. Viele der Virgo-Galaxien sind bereits mit bloßem Auge als neblige Flecke zwischen den Sternen der Konstellation erkennbar.

Mythologische Deutungen der Jungfrau

Die erste überlieferte Legende zum Sternbild Jungfrau stammt aus Mesopotamien und erzählt davon, dass Inanna (sumerische Göttin) den Himmelsstier als strafendes Element zur Erde schickte. Hier diente er außerdem als Regenbringer und Pflug-Ochse. Später erzählten die Griechen ihren eigenen Mythos um das Sternbild der Ekliptik. So zeigt eine ihrer Deutungen die Konstellation als Persephone, die spätere Braut des Hades. An viele Fragmente dieser und weiterer Erzählungen erinnern die klassischen Eigennamen einiger Sterne der »Jungfrau«.
Die seit ca. 350 Jahren bekannten nebligen Deep Sky-Objekte kannten die Astronomen der Antike noch nicht. Dass die vielen damals im Sternbild Jungfrau entdeckten Galaxien miteinander in einem Zusammenhang stehen könnten, erkannte Messier bei der Zusammenstellung seines bekannten »Messier-Katalogs«.