Von Mitteleuropa aus kann das Sternbild Stier in den Wintermonaten am schönsten gesehen werden. Es gehört zu den Sternbildern der Ekliptik, wodurch es teilweise am südlichen, teilweise am nördlichen Sternenhimmel sichtbar ist. Berühmte Deep Sky-Objekte sind die Plejaden (Kopf des Sternbilds, offener Sternhaufen) und die viel älteren Hyaden, ein sehr sternenreicher offener Sternhaufen. Nebel und ein Asterismus sowie mehrere gut sichtbare Doppelsterne sind viel beschriebene Beobachtungsobjekte für Hobby- und Berufsastronomen.

Deutungen des Sternbilds Stier in der Antike

Der bekannteste Mythos um das Sternbild Stier ist jener aus dem antiken Griechenland. Der Göttervater Zeus soll Europa, die Tochter des Königs Agenor (Phönizien), in Gestalt eines Stiers nach Kreta entführt und dort mit ihr unter einem Olivenbaum drei Kinder gezeugt haben. Der Kontinent Europa ist nach dieser Mythologie benannt. Teil jener antiken »Familiengeschichte« ist auch das Deep Sky-Objekt der Hyaden, die laut Legende Töchter von Atlas sind, welche als »Regengestirn« auf der Ekliptik noch immer ihren Bruder betrauern. Der offene Sternhaufen der Plejaden zeigt dagegen Atlas mit Gemahlin und weitere seiner Töchter am Sternenhimmel.

Andere Mythen um das geschichtsträchtige Sternbild Stier entspringen den Sumerern. Dort zeigen die Hauptsterne auf der Ekliptik den Kampf des Himmelsstiers gegen König Gilgamesch. Spätere Mythenforscher benennen das Zeichen des Tierkreises nach »Taurus« im ewigen Widerstreit gegen den Jäger »Orion«. Möglicherweise existiert auch ein mythologischer Zusammenhang des »Stiers« am nördlichen Sternenhimmel zum südlichen Sternbild »Zentaur«. Nachgewiesen wurde dies bislang nicht. Heute gebräuchliche Sternennamen sowie die Deutung einiger Deep SkyObjekte (z.B. der auffälligen, offenen Sternhaufen Plejaden und Hyaden) beziehen sich auf die jüngere, griechische Mythologie und werden von der modernen Astronomie so weitergeführt.

Bedeutsame historische Beobachtungen im Sternbild Stier

Wie die meisten Sternbilder, so nutzten frühere Hochkulturen auch das Sternbild Stier zur Wetter- und Schicksalsprognose. Der offene Sternhaufen der Hyaden trägt auch den Namen »Regengestirn« wegen seines Aufgangs allabendlich im Herbst zu Beginn von Regenzeiten. Die offenen Sternhaufen der Hyaden und Plejaden gelten außerdem als »Goldenes Tor der Ekliptik«. Die Entstehung des heutigen Deep Sky-Objektes »Krebsnebel« (Messier 1) ist Folge eines »Sternentods«. Die zugehörige Supernova wurde von chinesischen Astronomen 1054 mit bloßem Auge am Sternenhimmel beobachtet und niedergeschrieben.