Ein heliozentrisches Weltbild bezeichnet die Vorstellung, dass die Sonne im Zentrum des Himmels steht. Was für uns heute selbstverständlich ist, wurde früher aufs Heftigste von der Kirche bekämpft.

Schließlich ist die Erde der Mittelpunkt der Schöpfung. Also drehen sich auch alle Planeten um sie. Doch die Vertreter des heliozentrischen Weltbildes ließen sich nicht beirren. Es ist ein Schritt in der Entwicklung der Weltbilder.

Das heliozentrische Weltbild einfach erklärt

Ein heliozentrisches Weltbild stellt die Sonne in den Mittelpunkt des Himmels. Im Altgriechischen heißt die Sonne “Helios”. Die Sonne steht im Zentrum und alle Planeten und Kleinkörper umkreisen sie.

heliozentrisches Weltbild
Geozentrisches Weltbild vs. heliozentrisches Weltbild1

Beobachtet man die Sonne und die Sterne von der Erde aus, ist es nicht leicht, ein heliozentrisches Weltbild zu entdecken. Denn von der Erde aus wandern alle Sterne über den Himmel. Das tun sie mit leichten Veränderungen immer auf die gleiche Art und Weise.

Auch heute finden kleine Kinder den Fakt, dass sich die Erde um die Sonne bewegt, sehr spannend. Schließlich merken wir nicht, wie sich die Erde bewegt, sehen aber, wie sich die Sonne bewegt.

Deshalb entstand zunächst das geozentrische Weltbild, bei dem die Erde im Mittelpunkt der Himmelsbewegungen stand. Bekanntester Vertreter war Ptolemäus, der es im Jahre 140 nach Christus in seinem Werk “Almagest” aufschrieb. Diese Weltanschauung galt bis ins 16. Jahrhundert als einzig wahre Auffassung.

Vertreter des heliozentrischen Weltbilds

Rund 400 Jahre vor Ptolemäus äußerste der Grieche Aristarch von Samos Gedanken, dass die Erde und die Planeten um die Sonne kreisten. Er fand jedoch niemanden, der diese Meinung teilte und sie verschwand für fast 2000 Jahre.

heliozentrisches Weltbild Kopernikus
Nikolaus Kopernikus2

Nikolaus Kopernikus

Nikolaus Kopernikus (1473 bis 1543) begann 1502 mit den Forschungen zu einem heliozentrischen Weltbild. Fast 30 Jahre arbeitete er daran, denn Ptolemäus hatte sein geozentrisches Weltbild mit komplizierten mathematischen Berechnungen über die Bewegung der Himmelskörper untermauert.

Dieselbe mathematische Genauigkeit musste nun auch Kopernikus erbringen. In seinem Werk “De revolutionibus orbium coelestium” (“Über die Umschwünge der himmlischen Kreise”) von 1543 legt er den Grundstein für ein heliozentrisches Weltbild.

Heliozentrischen Weltbild: jetzt ist die Sonne im Zentrum

Nach Kopernikus Ansicht liegt die Sonne im Zentrum des Weltalls. Um sie herum bewegen sich die Planeten auf kreisförmigen Bahnen und drehen sich gleichzeitig um sich selbst. Der Sonne am nächsten ist Merkur, es folgen Venus, die Erde mit dem sie umkreisenden Mond, Mars, Jupiter und Saturn. Das heliozentrische Weltbild von Kopernikus wird von einer Sphäre von Fixsternen abgeschlossen, die alle gleich weit von der Sonne entfernt sind.

Das System von Kopernikus revolutionierte die Vorstellung, dass die Erde im Zentrum von allem stand. Doch blieben andere überlieferte Gedankenmuster erhalten. Beispielsweise ist die kreisrunde Bahn der Planten auf Aristoteles zurückzuführen, für den Kreis und Kugel göttliche Vollendung bedeuteten. Da die Planeten Teil der Schöpfung waren, konnten sie sich für Kopernikus nur im Kreis bewegen.

Kopernikus war auch der Ansicht, dass die Planeten an Kristallschalen befestigt waren, die sie im All an ihrem Platz halten. Das heliozentrische Weltbild von Kopernikus wurde von den Obrigkeiten abgelehnt. Es überzeugte dennoch einzelne Wissenschaftler, die es als Ausgangspunkt eigener Forschungen nutzten.

heliozentrisches Weltbild Galilei
Galileo Galilei]ef_note]Justus Sustermans creator QS:P170,Q974195, Justus Sustermans – Portrait of Galileo Galilei, 1636, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons[/efn_note]

Galileo Galilei (1564 bis 1641) wollte das Weltbild von Kopernikus durch Beobachtungen und Experimente mathematisch beweisen. Galilei nutzte als erster ein Teleskop zur Himmelsbeobachtung. Dadurch erkannte er die unebene Oberfläche des Mondes und stellte fest, dass Planeten kleine Scheiben waren, Sterne jedoch weiterhin kleine Pünktchen.

Er schloss daraus, dass sie extrem weit entfernt liegen müssen. Zusätzlich entdeckte er mit dem Fernrohr eine große Zahl unbekannter Sterne, drei Monde des Jupiter, die verschiedenen Lichtphasen der Venus sowie Flecken auf der Sonne.

Heliozentrisches Weltbild konnte von Galilei nicht weiter erforscht werden

Seine Beobachtungen waren so weltverändernd, dass seine Mitmenschen davor zurückschreckten. Zwar veröffentlichte Galilei seine Forschungsergebnisse in einigen Werken, lebte aber sein Leben lang in Konfrontation mit der Kirche. In einem Inquisitionsverfahren wurde er verurteilt.

Letztendlich musste er all seinen Thesen und dem heliozentrischen Weltbild abschwören, um zu überleben. Doch seine Erkenntnisse beeinflussten nachfolgende Wissenschaftler, die seine Theorien weiter erforschten und verbesserten.

Johannes Kepler

Der Mathematiker Johannes Kepler (1571 bis 1630) war vom heliozentrischen Weltbild überzeugt. Er entdeckte Gesetzmäßigkeiten, wie sich Planeten um die Sonne bewegen, indem er die Marsbahn neu berechnete.

Heute sind diese Gesetze als “Keplersche Gesetze” bekannt. Kernaussage davon ist, dass sich die Planeten nicht auf kreisförmigen, sondern elliptischen Bahnen bewegen. In einem ihrer Brennpunkte steht die Sonne.

Die Geschwindigkeit der Planeten verändert sich während des Umlaufs. Ein von der Sonne zum Planeten gezogener Strahl überzieht in gleicher Zeit die gleiche Fläche. Mit anderen Worten stellte Kepler fest, dass zwei sich um ein zentrales Sonnengestirn bewegende Himmelskörper durch die Größe der Umlaufbahn und ihrer Geschwindigkeit zueinander in Beziehung stehen.

Dadurch konnte Kepler die Größe der Umlaufbahn eines Planeten aus der Dauer des Umlaufs um die Sonne berechnen. Aus diesem Mittelwert daraus konnte er wiederum auf die Umlaufbahn eines Planeten schließen, von dem nur die Umlaufzeit bekannt wahr.

Er konnte somit sehr exakt die Stellung eines Planeten berechnen. Sein Wille, ein heliozentrisches Weltbild zu vertreten, stellte auch Kepler immer wieder vor Probleme mit Vorgesetzten und der Kirche. Isaac Newton (1642 bis 1726) lieferte die vielbeachtete physikalische Begründung der Keplerschen Gesetze.

Das heliozentrisches Weltbild und die Kirche

Einige Jahre nach der Veröffentlichung des ersten heliozentrischen Weltbilds durch Kopernikus, wurde die Kirche darauf aufmerksam. Die Kirchenoberhäupter vertraten die Ansicht, dass ein heliozentrisches Weltbild der Bibel widerspräche.

Denn darin wird die Einmaligkeit der Schöpfung gepriesen. Mit der Verrückung des Zentrums des Weltalls von der Erde zur Sonne, wird die Erde zu einem Planten unter vielen. Giordano Bruno (1548 bis 1600) wurde für seine Behauptung, im Universum gebe es viele Planeten, die wie die Erde von Lebewesen bewohnt seien, verbrannt.

Bücher über das heliozentrisches Weltbild wurden verbrannt

Bücher, die ein heliozentrisches Weltbild vertraten, wurden verbannt. Die Kirche hielt viele Jahre am geozentrischen Weltbild fest, obwohl alle Wissenschaftler tief gläubig waren.

Sie sahen in ihren Entdeckungen eher die Bestätigung der Einmaligkeit der Schöpfung, als einen Widerspruch zu ihr. Die heftigste Auseinandersetzung mit der Kirche führte Galileo Galilei.

In lebenslangem Zwiespalt und über mehrere Prozesse versuchte er, ein heliozentrisches Weltbild zu beweisen und zu verbreiten. Gerade durch seinen öffentlich gelebten Glauben an ein heliozentrisches Weltbild verbreitete Galilei diese neue Denkweise wirksam.

Nachdem Newtons physikalische Berechnungen die Keplerschen Gesetze bewiesen, hob Papst Benedikt XIV. 1757 den Bann gegen Bücher auf, die ein heliozentrisches Weltbild vertraten.

Quellen

  1. Niko Lang, Geoz wb deCC BY-SA 2.5
  2. Künstler des 16. Jahrhunderts, Kopernikus, Nikolaus Epitaph Thorn, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons