Im Lateinischen nennt man die Sterne des Sternbilds Fische auch »Pisces«. Überlieferungen der griechischen Mythologie berichten von der Flucht der olympischen Götter und ihrer Verfolgung durch Gaias geborenes Ungeheuer Typhon. Zwei Fische retteten Aphrodite und ihren Sohn Eros und durften zum Dank für alle Ewigkeit als Zeichen am Himmel wandern.

Vom Mythos der Sternbilder zur Wissenschaft

Je weniger die Menschen von ihrer Umgebung wussten, desto stärker wuchs das Drängen einzelner, aber auch gemeinsam denkender Gruppierungen, Dinge rational zu erklären. Im Laufe wissenschaftlichen Fortschritts schien plötzlich der Einfluss »unserer« Zeichen auf Leben und Wirken des Menschen zweifelhaft. Dennoch blieb wie alle Sternbilder das Zeichen der Fische ein antiker und bis heute erfolgreicher Versuch, durch feste Orientierung Ordnung zu schaffen – besonders auf Reisen.

Bis ins 17. Jahrhundert galt die Astrologie als anerkannte Naturwissenschaft. Heilmethoden wurden nach dem Stand der Sterne und des Mondes berechnet, der Jahreslauf in tiefem Glauben nach besonderen Erscheinungen vorausgesagt. Das Sternbild Fische galt eines der inspirierendsten Himmelsgebilde und wurde vielfach künstlerisch dargestellt.

Galilei, Kopernikus und auch Kepler wandten sich zwar vom Aberglauben fort. Dennoch gestand zumindest Kepler der Astrologie seiner Zeit noch den wissenschaftlichen Wert der Weissagung zu. Er erstellte Horoskope gegen Bezahlung. Endgültig und als eigene, reine Wissenschaft setzte sich die Astronomie zu Newtons Zeiten, zum Teil durch seine Erfindungen, durch.

Der Stern von Bethlehem

Unter den Koordinaten des Sternbilds Fische auf der Ekliptik ereignete sich 7 v. Christus die »Größte Konjunktion« (alle 854 Jahre), während der sich die Gasriesen Jupiter und Saturn in einem Jahr dreimal begegneten. Historiker vermuten in der Darstellung des »Sterns von Bethlehem« (neben vielen weiteren Deutungsversuchen) jene seltene Fixsternkonjunktion, in der im Jahresverlauf auch noch Venus und Mars in einer Reihe im Sternbild Fische (damals ohne Teleskope) zu sehen waren. Die heutige Anordnung des Sternbilds und seiner Deep Sky-Objekte hat sich gegenüber der antiken Konstellation allerdings durch die Sternenbewegung verändert.

Wie zu den meisten Sternbildern erdachten sich auch zum Sternbild Fische verschiedene antike Hochkulturen ihre eigenen Mythen. Eines gleicht allen Geschichten: Die Sternenkonstellation der Ekliptik steht für segensreiche Eigenschaften wie den Regen oder die Liebe. Bei den Babyloniern stehen die Sterne der »Fische« mit deren Liebesgöttin »Ischtar« im Zusammenhang, bei den Griechen sind es Aphrodite und ihr Sohn Eros. Die Römer hielten die beiden Teile des Sternbilds für ein Fischpaar. Diejenigen Sterne, Doppelsterne und Deep Sky-Objekte der Konstellation, die nahe der Ekliptik stehen, sind im Teleskop besonders gut zu sichtbar.

Wo am Himmel ist das Sternbild Fische zu finden?

Die Sterne, die zum Zeichen der Fische verbunden sind, sehen wir in unseren mitteleuropäischen Breiten vollständig im Herbst. Die Sonne durchwandert alle Sterne zwischen dem 12. März und dem 19. April jedes Jahres. Sie finden das großflächige Sternzeichen besser durch Beobachtung der Nachbarsternzeichen Wassermann, Dreieck, Andromeda und andere. Die großflächig verteilten Sterne zwischen den Linien stehen auf den Rektazensionen 22h 51m 17s bis 2h 06m 40s und den Deklinationen −6° 18′ 27″ bis +33° 40′ 55″.

Der Frühlingspunkt (Ekliptik), Ausgangspunkt aller Angaben zu Rektazensionen und Deklinationen am Himmel, kreuzt am Himmelsäquator das Sternbild Fische. Astronomen haben an den Veränderungen der Sternenpositionen errechnet, dass ca. im Jahr 2597 die Ekliptik das Sternbild verlässt und in den »Wassermann« wandert.

Ekliptik und das Sternbild Fische

Die Ekliptik ist eine gedachte astronomische Linie um die Erde, die den Sonnenlauf während eines Kalenderjahres als Kreis vor dem Fixsternhintergrund beschreibt. Sternbilder nahe dieser Linie sind auch als »Sternkreiszeichen« bekannt. Dieser Name rührt daher, dass zu bestimmten monatlichen Zeiten Sonne, Mond und Planeten durch jedes der Sternzeichen wandern, vom 12. – 19. April jeden Jahres zum Beispiel durch das Sternbild Fische. Beliebtes Beobachtungsziel mit dem Teleskop sind die Deep Sky-Objekte der »Fische«.

Sichtbare Sterne im Sternbild Fische

Obwohl die Gegend des Sternbilds »Fische« nur sehr wenige Deep Sky-Objekte enthält, bilden seine Sterne selbst eine lange Reihe lichtstarker Einzel- und Doppelsterne. Viele von ihnen sind deshalb so gut im Teleskop sichtbar, weil sie mit zum Teil weniger als 100 Lichtjahren Abstand der Erde recht nahe sind. Der wohl berühmteste Veränderliche dieses Sternbilds der Ekliptik ist »19 Piscium«, ein Roter Riese vom 700fachen Sonnendurchmesser, der zu den größten bisher entdeckten Sternen zählt.

Deep Sky-Objekte – Spiralgalaxien und Supernoven

Im Sternbild Fische lassen sich die wenigen dort beheimateten Deep Sky-Objekte gut auffinden. Wer mindestens ein mittleres Teleskop sowie gute Technik zur Astrofotografie besitzt, kann dort Face-on-Galaxien, ihre eng umwickelten Spiralarme, Star-Burst-Gebiete und staubige Emissionsregionen beobachten. In der Spiralgalaxie M74 des Sternbilds Fische fanden in den letzten 10 Jahren 2 Supernovae innerhalb von 6 Monaten statt.

Spiralgalaxie Messier 74

Die Spiralgalaxie M74 ist die hellste von 7 Galaxien, die im Sternbild Fische als Galaxiengruppe mehr oder weniger stark miteinander wechselwirken. Der gleichen Gruppe gehören auch das Deep Sky-Objekt NGC 660, eine Polarring-Galaxie, sowie 5 irreguläre Galaxien an. Die Spiralarme der »Gruppengrößten« M74 zeigen sich besonders schön in großen Teleskopen. Irdische Beobachter sehen direkt von vorn (»face-on«), auf das ca. 100 Milliarden Sterne zählende Sternensystem. Als Studienobjekt dienen nicht nur die Supernovae der letzten Jahre, sondern auch Beobachtungen von heißen, blauen Sternentstehungsgebieten und einer ultrahellen Röntgenquelle, hinter der als Ursache ein mittelschweres Schwarzes Loch von geschätzten 10.000 Sonnenmassen vermutet wird.

M74 ist eine wahre »verborgene Schönheit« unter den Spiralgalaxien des Sternbilds Fische. Wegen ihrer geringen Flächenhelligkeit ist sie ohne Teleskop nur in Gegenden ohne Lichtverschmutzung und in wirklich klaren, dunklen Nächten sichtbar. Erfahrene Deep Sky-Beobachter empfehlen, vor der Positionssuche das Auge eine Weile an die Dunkelheit zu gewöhnen, damit es das schwache Licht besser von der Umgebung unterscheiden kann. Im Prismenfernglas zeigt sich jedoch nicht mehr als ein nebliger Fleck. Bekannt wurde M74 im Jahr 2002, als dort eine sogenannte Hypernova (seltene Typ Ic-Supernova) stattfand.

Hypernova SN 2002ap und Supernova 2003 dg

2 Sternexplosionen brachten die Spiralgalaxie M74 vor 10 Jahren verstärkt in das Forschungs- und Medieninteresse. SN 2002ap, der sehr seltene Typ einer Hypernova (besonders energiereiche Sternenexplosion), wurde von einem japanischen Amateurastronomen beobachtet. 6 Monate später entdeckte ein australisches Großteleskop die ebenfalls spektakuläre Supernova SN 2003 dg. Beide Ereignisse fanden im Sternbild Fische, im südlichen Spiralarm des Deep Sky-Objektes M74, statt und waren für eine Weile hell genug, um auch in mittleren Teleskopen gesehen zu werden.

Neben der besonders hellen Spiralgalaxie M74 sind die beiden anderen Galaxien im Sternbild Fische höchstens blasse Fleckchen. Doch auch sie spannen Deep Sky-Beobachter auf die Folter, da es dort sehr aktive Regionen mit Supernovae, hellen Kernen und Sternenstehungsgebieten gibt. Im Teleskop zeigen sich bei beiden Exemplaren mehr oder wenig zuordenbare Spiralstrukturen.

Spiralgalaxie NGC488 und die Theorie der Spiralarm-Entstehung

Das Deep Sky-Objekt NGC 488 gehört zu den sehr eng gewundenen Spiralgalaxien, die man im Sternbild Fische beobachten kann. Für William Herschel und sein damals noch vergleichsweise einfaches Teleskop war sie nicht mehr als ein ferner, schwacher Nebel, der sich nicht wie ein Komet bewegte. Spätere Technik offenbarte dort eine sehr eng gewundene Spiralstruktur von bläulichem Schimmer sowie einen hellen, gelben Galaxienkern. Im Jahr 1976 wurde in der Spiralgalaxie eine Supernova in der südwestlichen Kernregion beobachtet.

Obwohl die Spiralgalaxie NGC 488 zwischen 90 – 100 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, offenbaren neueste Teleskope faszinierende Tatsachen über dieses Deep Sky-Objekt. So ergab die Messung der Sterngeschwindigkeit, dass die Sterne mit stolzen 360 Kilometern pro Sekunde (!) um den Kern »rasen«. Zum Vergleich: Die Sternengeschwindigkeit um unser Milchstraßenzentrum beträgt »nur« 220 km/s. Wie Forscher schon mehrfach vermuteten, wird die Spiralstruktur nicht von den kinematischen Sternenbewegungen gebildet, sondern ist das Resultat von Sternentstehung in Molekülwolken. Der bläuliche Schimmer rührt von massereichen, sehr heißen Sternen her, die schon nach wenigen Millionen Jahren Lebensdauer in einer Supernova »sterben« können.

Galaktische »Stecknadel« NGC 524

Mit gerade einmal 3 Bogenminuten Winkelausdehnung zeigt sich das Deep Sky-Objekt NGC 524 nur als helles »Pünktchen« bei Betrachtung im mittleren Teleskop. Trotz der eigentlich guten face-on-Lage der linsenförmigen Galaxie im Sternbild Fische sind die Ringe bzw. Bögen und der Umriss in Linsenform nur schwach erkennbar. Wegen der Erdentfernung von 130 Millionen Lichtjahren allerdings lassen sich Spiralen selbst mit Weltraumteleskopen nur undeutlich identifizieren, weshalb eine Zuordnung als Spiralgalaxie bisher noch nicht vorgenommen werden konnte. Allerdings gab es im Jahr 2000 sowie im Jahr 2008 jeweils eine deutlich aufflammende Supernova in der Galaxie.