Bekannter als die Sternbilder des Winterhimmels sind solche, die man am Nordhimmel in lauschigen Sommernächten oder zur Zeit klarer Herbstnächte betrachten kann. Eines davon leuchtet ebenso nah und markant zu uns wie sein tierischer Namensgeber: Der Schwan. Weil seine beiden Sternreihen ein regelrechtes Himmelskreuz bilden, nennt man ihn auch »Kreuz des Nordens«. Die Koordinaten des Sternbild Schwan liegen günstig vor oder mitten im Band unserer Milchstraße. Amateurastronomen und zufällige, nächtliche Himmelsbetrachter finden hier schon mit einfachen Ferngläsern und Teleskopen viele spannende Deep Sky-Objekte.

Die Sterne des Sternbild Schwan

In der Antike verglichen die Himmelsforscher Alpha Cygni (»Deneb«) mit dem Schwanz seines Vorbildes sowie Eta und Beta (Albireo) mit seinem Hals, den er im Flug weit nach vorne streckt. Alpha Cygni ist der hellste Stern des Sternbilds Schwan. Bei Gamma Cygni schließlich beginnen die Innenseiten der Flügel. Deneb bildet außerdem mit dem Stern »Wega« (Sternbild Leier) und »Atair« (Sternbild Adler) das »Sommerdreieck«, eine Konstellation des Nordhimmels. Sie stellt jedoch kein eigenes anerkanntes Sternbild dar. Neben Deep Sky-Objekten wie Nebeln und Sternhaufen ist der Schwan auch besonders reich an Doppelsternsystemen.

Ebenso ungewöhnlich ist die zweitgrößte mit irdischer Technik empfangene Radioquelle im Weltall, die von den Koordinaten des Sternbilds Schwan ausgesandt wird. Als Sender vermuten die Astronomen den aktiven galaktischen Kern (ein massereiches Schwarzes Loch) der Radiogalaxie Cygnus A (3C 405) aus einer Entfernung von 650 Millionen Lichtjahren. Keines der Radioobjekte gehört eigentlich zu den entsprechend katalogisierten Deep Sky-Objekten. Doch auch ein Blick zum Doppelstern Cygnus X-1 lohnt sich für Sternenbetrachter. Er sendet ebenfalls Röntgenstrahlung aus 8.200 Lichtjahren Entfernung. Hier wird das Hüllengas des größeren Hauptsterns von seinem kleinen, massereichen Begleiter aufgesaugt, der sich vermutlich erst während der wechselwirkenden »Sternenbeziehung« in ein Schwarzes Loch verwandelte.

Noch ein guter Grund für einen Blick zum Schwan

Selbst wer sich weniger für das Sternbild Schwan selbst interessiert, wird spätestens im Hochsommer den nördlichen Himmel neben Deep Sky-Objekten nach den markanten Sternen absuchen. Denn von dort, aus dem Radianten des Sterns Kappa Cygni, strömen zwischen dem 03. und 25. August die »Kappa-Cygniden« zur Erde. Allerdings gleicht die Sichtung einer dieser Sternschnuppen einem echten Glückstreffer. Die höchste beobachtete Fallrate liegt bei 3 Meteoren pro Stunde.